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Messgerät der Wahl

Nun, damit hatte ich bei meinem gestrigen Quartalstermin nicht gerechnet. Wie immer holte ich mir meine Rezepte für den Quartalsbedarf ab, doch auf einmal hieß es: „Tut mir leid, die Accu-Chek Mobile Testkassetten dürfen wir ihnen leider nicht mehr verschreiben.“
Auf die Frage nach dem „Warum“ wurde ich an meine Ärztin verwiesen, und so setzte ich mich erst einmal ins Wartezimmer.

Accu-Chek Mobile

Der Grund für die Ablehnung dieses Modells hat laut meiner Ärztin zweierlei Gründe: Es sei zu teuer in der Anschaffung der Testkassetten, und es gebe allgemein zu viele Fehlmessungen mit diesem Gerät. Wenn ich aber einigermaßen begründen könne, weshalb ich gerade dieses Messgerät benutzen möchte, könnte ich weiterhin Tests dafür bekommen.

Die Krankenkasse also – dass es da früher oder später mal zu Konflikten kommen könnte, darauf habe ich mich schon eingestellt. In diesem Zusammenhang hat mich das aber etwas überrascht. Zumal ich mit 500 Tests pro Quartal auch noch deutlich unter dem liege, was viele andere benötigen. Generell ist es aber keine Einschränkung mir gegenüber persönlich, sondern wohl eine generelle „Empfehlung“ seitens der Krankenkasse an meine Praxis, dieses Gerät nicht mehr zu verschreiben.

Warum benutze ich das Accu-Chek Mobile? Zunächst einmal gefällt mir die All-in-One Lösung, die hier angeboten wird. Alle Komponenten befinden sich in einem Gerät (incl. der Stechhilfe), und durch die Testtrommel fällt über den Tag auch kein Müll an. Man braucht nicht mal eine Tasche für dieses Gerät, einfach einstecken und los. Es ist mein Gerät der Wahl fürs Büro und auf Reisen. Zu Hause benutze ich übrigens ein anderes Gerät, oder probiere dort neue Testgeräte aus. Das Accu-Chek Mobile jedoch ist von seiner Funktionsweise her einzigartig (Mir fällt höchstens das GlucoMen Ready ein, was aber beileibe keine gleichwertige Alternative ist).

Fehlmessungen, die bei diesem Gerät besonders häufig vorkommen, hatte ich vor allem in der Phase, als das Gerät für mich noch neu war. Kurz: Man darf bei diesem Gerät nicht zu ungeduldig sein. Nach dem Öffnen der Klappe führt das Gerät scheinbar eine Art Kalibrierung durch, und zeigt währenddessen den Hinweis aufs Händewaschen auf dem Display an. Wenn man in dieser Zeit bereits Blut aufträgt, führt dies zu einer Fehlmessung. „Idiotensicher“ ist das Gerät auf alle Fälle nicht, in der Handhabung könnte man einiges verbessern. Aber es bietet für mich einen sehr großen Komfort und Praxisvorteil gegenüber anderen Messgeräten – sprich, Lebensqualität – dass ich es nicht mehr missen möchte.

Ich konnte meine Ärztin jedenfalls überzeugen, und bekam weitere Tests für das Gerät aufgeschrieben. Mal sehen, was ich in einem halben Jahr zu hören bekomme, wenn ich wieder Tests ordern werde – beim nächsten Quartalstermin nämlich ordere ich meine Charge für das „Daheimmessgerät“. Ich werde berichten.

Auch auf Forschungsschiffen wie hier der FS Maria S. Merian hat mir das Gerät immer gute Dienste erwiesen

Auch auf Forschungsschiffen wie hier der FS Maria S. Merian hat mir das Gerät immer gute Dienste erwiesen

Extrembedingungen: Insulin vs. Hitze

„Temperaturen um die 35°C, die gefühlte Temperatur beträgt ca. 43°C“ – kein Witz, das war die Wettervorhersage für Taipei, Taiwan unmittelbar vor meiner Reise dorthin. Und nicht nur das: Auch die Luftfeuchtigkeit dort ist extrem. Ich habe mit Sicherheit einige der heißesten Tage meines Lebens dort erlebt. Während unseres Fieldtrips entlang der Westküste war es so extrem, dass man beim Heraustreten aus dem Bus quasi instant durchgeschwitzt war. Ganz nebenbei muss ich hier die taiwanesische Menthalität loben, denn dort bekommt man überall Wasser angeboten. Vor allem ist es auch allgemeiner Standard auf Hotelzimmern, dass man dort gratis Wasserflaschen zum Mitnehmen erhält (so ganz nebenbei: Ich schreibe dies auf meinem Hotelzimmer auf den Azoren, wo ich für eine 0,2l Flasche Wasser 2,50€ zahlen soll). Nicht ganz so extrem, aber trotzdem ungewohnt war es dann schließlich auf dem Forschungsschiff: Die Temperatur fiel nachts gerade mal auf 27°C. Das Schiff selbst war natürlich klimatisiert.

Eine ernste Frage musste ich mir im Vorfeld stellen: Wie transportiere ich sinnvoll und vor allem sicher und temperaturgeschützt meinen Insulinvorrat für die kommenden fünf Wochen bei diesen Extremsituationen? Ein Kühlakku kam nicht in Frage, weil zum einen dessen Kühlleistung nicht für die Dauer eines Tages gereicht hätte. Zum anderen konnte ich mich nicht darauf verlassen, dass jede Unterkunft einen Kühlschrank hat (auf zweien hatte ich tatsächlich keinen).

Links die Vorratstasche, rechts die etwas kleinere für den Boluspen

Links die Vorratstasche, rechts die etwas kleinere für den Boluspen

Die Lösung, auf die ich dann setzte, waren die Frio-Taschen. Diese werden einfach für ein paar Minuten in Wasser gelegt, wobei sich die enthaltenen Kristalle mit Wasser vollsaugen und eine gelartige Struktur annehmen. Der Kühleffekt auf das eingesteckte Insulin wird durch den einfachen Verdunstungseffekt erzielt. Richtig kalt wird es im Übrigen aber nicht – aber der Inhalt wird eben vor der Hitze geschützt, und das reicht ja schon aus. Eine große Friotasche beinhaltete meine Insulinreserve und den Basalpen, und wurde in meiner Diabag verstaut. Mein Boluspen landete in einer kleinen Frio-Bag (streng genommen ist es gar keine Frio-Tasche, sondern ein Werbegeschenk von Bayer – die aber auf demselben Prinzip basiert), die ich zusammen mit meinem Blutzuckermessgerät greifbarer im Rucksack verstaute.

Je nach Umgebung halten die Friotaschen ein paar Tage durch – ich habe sie während des Fieldtrips jeden Tag aufgefrischt. Man kann auch ganz gut ertasten, in welchem Zustand sich die Frio-Taschen gerade befinden. Von der Haltbarkeit bin ich zumindest beim Werbegeschenk von Bayer nicht überzeugt, die löst sich nämlich schon in ihre Bestandteile auf.

Leider sind die Friotaschen nicht sehr günstig, aber für solche Anwendungsfälle definitiv eine lohnenswerte Investition!

Frio-Kühltasche auf Amazon

Innehalten

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle einen fröhlichen Reisebericht von meiner Taiwanreise aufsetzen, doch derzeit ist mir so gar nicht danach. Vergangenen Freitag erreichte mich die Nachricht, dass das Forschungsschiff, auf dem ich die vorangegangenen vier Wochen gearbeitet habe, untergegangen ist. Eine unvorstellbare Katastrophe, die keiner von uns für möglich gehalten hätte. An Bord befand sich zum Zeitpunkt eine taiwanesische Gruppe von Wissenschaftlern, die sich mit der Erforschung der Atmosphäre beschäftigt hat. Ein Großteil der Besatzung, die auch unsere Fahrt begleitet hat, ist jedoch am Ende unserer Reise weiter an Bord geblieben. Zwei Wissenschaftler sind bei der Rettung ums Leben gekommen, alle anderen 43 Personen konnten zum Glück meist nur leicht verletzt gerettet werden.

Die OR5 Anfang September, bevor wir ins südchinesische Meer ausgelaufen sind

Die OR5 Anfang September, bevor wir ins südchinesische Meer ausgelaufen sind

Die Ocean Researcher V war mit 2700 Tonnen und ca. 74m Länge das größte Forschungsschiff Taiwans. Es ist erst 2012 in Dienst gestellt worden. Derzeit ist in Taiwan Taifunsaison, und offenbar ist das Schiff beim Abwettern auf ein Riff aufgelaufen und hat infolgedessen Wassereinbruch gehabt, sowie den Ausfall der Maschinen. Küstenwache und Rettungshubschrauber waren jedoch rasch zur Stelle, das Schiff selbst ist binnen drei Stunden komplett untergegangen.

Das letzte Bild der OR5

Das letzte Bild der OR5

Es wirkt alles so unwirklich, so fern, und doch so nah.

Diabetes-Blog Marathon


dbw
Zur Zeit verweile ich immer noch in Taiwan, bzw. auf einem taiwanesischen Forschungsschiff – wenn auch im Hafen. Wir mussten nun schon vor zwei Taifunen fliehen, die ein Arbeiten auf See unmöglich machen. Zeit also, noch schnell eine Leseempfehlung für die kommende Woche loszuwerden.
Einige befreundete Bloggerinnen haben sich zusammengetan und die Diabetes-Blog-Woche ins Leben gerufen. In der nächsten Woche werden also an jedem Tag zu einem ausgesuchten Thema eine Flut an (sicherlich großartigen) Artikeln erscheinen. Ich selbst werde nicht teilnehmen – dafür werde ich aber von meiner Dienstreise hier in Taiwan berichten, wenn ich in gut 18 Tagen wieder in Deutschland bin.

Also, schaut doch bei den benachbarten Diablogs vorbei, oder direkt auf diabetes-blog-woche.de!

Essen in Taiwan

Mit Spannung erwartet hatte ich natürlich das taiwanesische Essen. Ich ging hierbei relativ unvorbereitet an die Sache – „Reis und Fisch“, das war das, worauf ich mich eingestellt hatte. Doch was mich dann erwartete, war spektakulär (sorry für den heftig-Slang). Während der Konferenz, die ich in der ersten Woche in Taiwan besuchte, wurden zwei große Banquetts für und organisiert. Nicht weniger als Elf Gänge wurden uns der Reihe nach aufgetischt! Traditionelles taiwanesisches Essen, manchmal auch japanisch angehaucht. Das schöne dabei: Wir saßen an runden Tischen, alle mit einem leeren Teller, einer leeren Suppenschale und Stäbchen bewaffnet. Im Schnitt wurde alle 10 Minuten ein neuer Gang serviert, auf einer Drehscheibe in der Mitte des Tisches. Als Getränk gab es einen süßen, kalten Tee, Wein oder Bier.

Bei so einer Fülle an Essen hatte ich es natürlich etwas schwerer mit der Abschätzung der Kohlehydratmengen – so dachte ich im Vorfeld. Weit gefehlt: Nur die wenigsten Gerichte musste ich überhaupt berechnen. Für den gesamten Abend habe ich für das, was ich selbst gegessen habe, nur 6-8 BE kalkuliert, und kam damit auf perfekte Werte.

Nachfolgend die Fotos aller Elf Gänge. Wieviele Kohlehydrate hättet ihr wohl dafür berechnet?

Seafood!

Seafood!


Eine extrem heiße Suppe mit allerlei Pilzen, vermutlich Algen und Seafood

Eine extrem heiße Suppe mit allerlei Pilzen, vermutlich Algen und Seafood


Das untere nannte sich "Nose of an Elephant" und war vermutlich Tintenfisch. Das obere sind vegetarische Maisnuggets

Das untere nannte sich „Nose of an Elephant“ und war vermutlich Tintenfisch. Das obere sind vegetarische Maisnuggets


Unfassbar, wieviel man hiervon in diesem Land verdrückt

Unfassbar, wieviel man hiervon in diesem Land verdrückt


Pork

Pork


Schwer zu sagen, was das war. Unter dem Panzer aus Pilzen war ein Mischmasch aus Hackfleisch und, richtig, Seafood. Und endlich mal was grünes.

Schwer zu sagen, was das war. Unter dem Panzer aus Pilzen war ein Mischmasch aus Hackfleisch und, richtig, Seafood. Und endlich mal was grünes.


Hühnersuppe. Also Brühe mit einem ganzen Huhn darin. Das zerkleinert man mit der Suppenkelle. Verrückt.

Hühnersuppe. Also Brühe mit einem ganzen Huhn darin. Das zerkleinert man mit der Suppenkelle. Verrückt.


Noch mehr Seafood! Der Fisch war übrigens extrem lecker.

Noch mehr Seafood! Der Fisch war übrigens extrem lecker.


Bällchen mit einer Hülle aus einer Radieschen-Verwandten Frucht. Innen recht klebrig, auch wieder Seafood.

Bällchen mit einer Hülle aus einer Radieschen-Verwandten Frucht. Innen recht klebrig, auch wieder Seafood.


Nachtisch! Das hier ist Ananasgebäck, sehr lecker

Nachtisch! Das hier ist Ananasgebäck, sehr lecker


Und zum Abschluss gibt es immer Obst. Die Wassermelone schmeckt hier wesentlich intensiver als in Deutschland

Und zum Abschluss gibt es immer Obst. Die Wassermelone schmeckt hier wesentlich intensiver als in Deutschland

Interessanterweise war bei diesem Banquett kein Reis dabei. Bei einem „normalen“ Gericht wird das immer als Basis serviert, und war auch beim ersten Banquett wesentlich präsenter. Berechnen musste ich also nur das Dessert, und die Getränke. Wahnsinn. Verrückt. Oh, und gut vertragen habe ich das Essen auch.

Energy or Diabetic?

Zur Zeit befinde ich mich mal wieder auf Reisen – bzw. kurz vor einer weiteren Fahrt auf einem Forschungsschiff. Ich bin in Taiwan, besuchte hier in der vergangenen Woche eine Konferenz, und genieße nun den letzten Tag im Hotel. Morgen werden wir zum Schiff gefahren, für mich auch das erste mal auf einem internationalen, nicht-deutschen Forschungsschiff. Es ist die Ocean Researcher V aus Taiwan. Eigentlich ist es das vierte Forschungsschiff, aber weil die Vier hier eine Unglückszahl ist, hat man direkt die Fünf genommen. In den Gebäuden gibt es hier z.B. auch nie einen vierten Stock.

Auf meinem Flug hierher über Frankfurt und Hong Kong machte ich eine interessante Erfahrung: Auf dem Transit in Hong Kong musste ich natürlich durch eine erneute Personen- und Handgepäckkontrolle. Meine Diabag holte ich wie immer aus dem Rucksack und schickte sie separat durch den Röntgenscanner – doch dieses Mal wurde ich im Anschluss von einem der Kontrolleure zur Seite gebeten. Ohne in die Tasche hineingeschaut zu haben fragte er mich, ob und wieviele Ampullen Insulin ich dabei hätte. Überrascht musste ich kurz überlegen, sagte dann „10“ (In Wirklichkeit waren es 13, ich vergaß die angebrochenen Ampullen in den Pens mitzuzählen), und er notierte sich das. Die zweite Frage verdatterte mich jedoch: „Energy or Diabetic?“ Ich bejahte natürlich sofort „Diabetic“, und auch die Frage nach einer gültigen Bescheinigung bejahte ich (musste diese aber nicht vorzeigen).

Energy? Spontan musste ich an diesen Blogpost von Steff denken – vielleicht ist es hierzulande ja auch Gang und Gäbe, sich zusätzlich mit Insulin aufzuputschen? Keine Ahnung. Vielleicht war es auch eine Fangfrage, und bei „Energy“ wäre ich dann wie Jack Bauer auf Jahre in ein chinesisches Arbeitslager verfrachtet worden.

Wie dem auch sei, die Kontrolleure waren sehr freundlich, und ich pilgerte weiter zu meinem Gate – im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Airport Hong Kong ist wirklich gigantisch. Als ich schließlich angekommen war, und auch direkt zum Boarding gebeten wurde, legte ich wie immer meine Bordkarte auf den Scanner. Doch der Barcode wurde anscheinend markiert, den der Scanner leuchtete rot, und ich wurde erneut zur Seite gebeten. Eine Stewardess flüsterte mir in schlechtem Englisch zu, dass ich doch bitte der Cabin Crew Bescheid geben möge, wenn ich mir eine Nadel verpasste („set a needle“ im originalen Wortlaut). Anscheinend war also die Information, dass ich Diabetiker sei, an der Gepäckkontrolle direkt ins System eingetragen worden.

Soso. Haben die etwa Angst, dass ich nicht genug Übung darin hätte, mir eine Dosis Insulin zu verpassen? Nein, vermutlich aus rein pragmatischen Gründen – schon auf dem vorigen Langstreckenflug war mir aufgefallen, dass auf der Flugzeugtoilette ein spezieller Abfallbehälter für Injektionsnadeln vorhanden war. Wahrscheinlich haben sie einfach Angst, dass ich die gebrauchten Nadeln nicht ordnungsgemäß entsorgen könnte. Also alles ganz harmlos, dennoch eine interessante Erfahrung. Spannend, was einem auf Reisen alles so passieren kann.

Pennadeln entsorgen

Ich muss zugeben: Ich habe mir schon mehr als einmal eine Pennadel beim Nadelwechsel unabsichtlich in den Finger gejagt. Ich würde sagen, die Quote liegt so bei einem Prozent. Meist passiert das auch gar nicht mit dem Teil der Nadel, den wir uns ohnehin in den Bauchspeck rammen, sondern mit dem inneren Teil, der normalerweise den Kontakt zur Insulinampulle herstellt (da gibts bestimmt einen Fachbegriff für – wer’s weiß, rein damit in die Kommentare!).

Zuhause habe ich so eine richtige Entsorgungsbox von Klinion, die ich gratis beim vierteljährlichen Großeinkauf dazu bekomme. Wenn ich auf Ausfahrt gehe, nehme ich so ein Ding auch mit, und entsorge es dann, wenn ich von Bord gehe. Unterwegs oder auch im Büro wandern die benutzten Nadeln aber direkt in den Müll. Dabei setze ich die äußere Kappe der frischen Nadel auf die gebrauchte wieder auf, und biege mit der kleinen Kappe die Innennadel zur Seite. So kann dann hoffentlich nicht versehentlich durch eine offene Nadel im Müll die Mülltüte kaputt gehen, oder sich jemand (aus welchen Gründen auch immer) schneiden.

Im Urlaub habe ich auch schon einfach mal eine leere PET-Flasche als Nadelcontainer benutzt (Tipp: Etikett abreißen, dann interessiert sich auch kein Pfandsammler für die Flasche).

Wie handhabt ihr das so? Bei den Stechlanzetten hat sich dieses Problem bei mir automatisch mit dem Umstieg auf die Accu-Chek Fastclix erledigt, bei der man eh nie eine offene Lanzette zu sehen bekommt.

via imgur

So gehts natürlich auch (via imgur)

sudden changes

Es ist mal wieder so weit: Zum zweiten Male beobachte ich bei mir rapide Änderungen des Insulinbedarfes. Binnen einer Woche haben sich meine BE-Faktoren erhöht (von 1,5-1-1 auf 2-1-1,5). Das geht so rasant und plötzlich, dass ich wie beim letzten Male im November schon dachte, dass mein Insulin an Wirkung verloren hat. Ist die aktuelle Ampulle zu warm geworden? Die letzten Wochen hatten wir ja doch zeitweilig prächtiges Wetter. Das konnte ich mit meinem zweiten Pen, der normalerweise nur im Büro liegt, aber ausschließen.

Ich führe das mal zurück auf die nun doch deutlich schwächere Remission, die ich bis dato sehr genossen habe. Wie habt ihr den Rückgang eurer Remission erlebt? Auch wie ich, in Schüben? Große Schwankungen hatte ich bisher keine – die Remission kam recht plötzlich, und geht nun anscheinend schrittweise wieder zurück. Oder kann ich vielleicht sogar damit rechnen, dass die Remission auch wieder stärker wird?

Schwieriger als die BE-Faktoren finde ich jedoch die Änderungen an der Basalrate. Für die Nacht habe ich mit 10 IE eine stabile Versorgung gefunden, ob die für den Tag jedoch noch stimmt, das kann ich wohl nur mit einem Basalratentest verifizieren. Ihr wisst ja, dieser Test, den wir Typ 1er alle so sehr lieben ;)

re:health

Ich war auf der re:publica 2014 in Berlin -im übrigen auch meine erste re:publica. Und ein äußerst inspirierender hinzu – was für eine geile Veranstaltung! Aus beruflichen Gründen konnte ich zwar nur am Dienstag und Mittwoch vor Ort sein, aber diese Zeit habe ich sehr genossen. Ich hörte mir spannende Talks und Workshops an, lernte tolle Menschen kennen, und habe den ganzen Flair dieser Veranstaltung in mich aufgesogen. Negative Stimmung wurde eigentlich nur von außerhalb auf die Veranstaltung geworfen, innen drin habe ich keinerlei schlechte Laune feststellen können. 6000 Gäste, doppelt so viele Geräte im doch ganz okay funktionierenden Wifi – ein reiner Nerdtraum (oder so)!

Willkommen auf der re:publica!

Willkommen auf der re:publica!

Die beiden Tage auf der re:publica habe ich ganz unterschiedlich gestalten können. An Tag 1 standen für mich hauptsächlich das Thema „Podcasting“ im Fokus. Gar nicht so sehr von den Talks her (da gabs nämlich nichts, und der Talk von Tim Pritlove fand erst an Tag 3 statt – an dem ich also schon nicht mehr vor Ort war), sondern bezüglich der Podcaster vor Ort, die man dort treffen konnte. Ich war zusammen mit Christian Steiner von Second Best Media dort, und zusammen decken allein wir beide schon gefühlt 50% der Kieler Podcastszene ab. Wir arbeiten derzeit an einem neuen, gemeinsamen Podcastprojekt, welches ich hier auch noch vorstellen werde – wenn es denn soweit ist. Wir sprachen u.a. mit Niko Herzog vom Bildsprache Podcast, Daniel Büchele vom Luftpost Podcast, und Jonas Schönfelder vom frisch gestarteten Studierzimmer-Podcast. Highlight war natürlich auch das Sendezentrum auf Stage T, aus dem den ganzen Tag lang live gepodcastet wurde – und zugunsten der einzigen Sondersendung, die ich aus zeitlichen Gründen eben nur am Montag besuchen konnte, ließ ich sogar den Talk von Sascha Lobo fallen (einer der Talks, die ich mir später auf Youtube reinziehen kann). Ach ja, nicht zu vergessen: David Hasselhoff sah ich dort natürlich auch, in einem sponsored Talk von der Firma F-Secure. Fast hätte ich die Veranstaltung wie viele hundert andere Besucher auch schon vorzeitig verlassen, aber dann gabs doch noch die rettende Gesangseinlage zu Looking for Freedom.

Keine re:publica ohne ein anständiges Gate. Oder so.

Keine re:publica ohne ein anständiges Gate. Oder so.

Tag 2 lief für mich unter dem Stichwort re:health – gleich zwei hochinteressante Talks standen hier auf der Agenda. Der erste war von Shari Langemak zum Thema Health 2020. Obwohl 2020 in gar nicht so weiter Ferne liegt, wurden hier kühne Visionen präsentiert, als auch der Stand der Dinge jetzt kritisiert. Wusstet ihr, dass derzeit etwa 1000 Apps zum Thema Gesundheit und Fitness erscheinen – pro Monat? Ich nicht. Wer soll das alles handeln? Wer ist die Zielgruppe? Und vor allem – wo bleibt die Vernetzung der verschiedenen Faktoren untereinander, um vielleicht irgendwann mal in der Lage zu sein, ein Gesamtbild herzustellen? Prävention ist das eine (Gesunde Ernährung), Tracking das andere. Niemand hat Interesse, sich täglich mit zig Sensoren rumzuschlagen, um beständig seinen Bludruck zu messen, Cholesterin und Blutzucker zu tracken – und ebensowenig die Muße, diese Werte auch noch in zig verschiedenen Apps zu hinterlegen. Ihre Vision ist es, in Zukunft ein Implantat anzubieten, welches die Werte automatisch an eine App schickt – die automatisch verständliche Statistiken erstellt, Vorschläge zur Verbesserung bestimmter Werte macht, und im Risikofall automatisch den Arzt benachrichtigt.
Zugegeben, das klingt alles sehr futuristisch, und teilweise auch beängstigend – aber es steckt doch viel Wahrheit drin. Beispiel Blutzucker – ein CGM würde vielen Typ 1ern wie mir das Leben noch deutlich erleichtern. Kontinuierliche Blutzuckerkontrolle, die es somit auch ermöglicht, Trends zu erkennen, sind heute bereits möglich, werden vielen von uns aber noch verwehrt. Sei es, dass die Krankenkassen keinen Bedarf erkennen können/wollen, oder weil man es sich schlicht nicht selbst leisten kann. Das tolle Beispiel der Kontaktlinse von Google wurde natürlich auch gebracht – samt der Kritikpunkte, über die ich so noch nicht nachgedacht habe (ich habe aber auch noch nie Kontaktlinsen getragen): Kontaktlinsen können verloren gehen (und das wäre in diesem Falle sehr teuer), können nicht nachts getragen werden, und viele Menschen vertragen auch schlicht keine Kontaktlinsen (etwa wegen zu trockener Augen).

Dinge, die z.B. über Healthbook getrackt werden könnten...

Dinge, die z.B. über Healthbook getrackt werden könnten…

Der zweite Talk an diesem Tage zum Thema Health war von Fredrik Debong, in unserer Community sicherlich bekannt als Co-Founder von mysugr. Er begann seinen Talk mit einem Einblick in sein Leben als Typ 1 Diabetiker – in Anbetracht der Zielgruppe, vor der er hier sprach, natürlich ein angemessener Einstieg. 30 Jahre ist es nun schon fast er, dass er die Diagnose bekam, und seitdem hat er knapp 75000 x seinen Blutzucker getestet, dafür bestimmt schon 1,8l Blut benötigt, und sich hochgerechnet 547.000 Einheiten Insulin verpasst. Die Zahlenspiele gingen noch weiter, als er nämlich in den Raum warf, dass es in 20 Jahren etwa 15-20% weniger Ärzte im Land geben wird. Das beißt sich natürlich mit den weiterhin zu erwartenden steigenden Zahlen an Diabetikern. Prävention muss hier mehr in den Fokus rücken. Auch Apps sprach Fredrik an, natürlich, und machte auch auf bestimmte Probleme und Vorbehalte aufmerksam, die berücksichtigt werden müssen: Kann ich einer solchen medizinischen App vertrauen – und ihr meine Daten anvertrauen? Sind meine Daten sicher – vor Diebstahl, als auch, wenn ich das Gerät verlieren sollte? Und als dritten Punkt natürlich die allseits präsente Privacy-Diskussion. Zu guter letzt wurde es wirklich emotional, als er zeigte, wie einige der mysugr-Benutzer ihr Vertrauen und ihre Dankbarkeit ausdrücken – nämlich in Form eines Tattoos des Diabetesmonsters. Der kleinen Firma mysugr sind bereits zwei Tätowierungen bekannt – eine von denen gehört übrigens Rudi, der in seinem Blog auch schon darüber berichtet hat.

"Healthcare in the Wild" lautete Fredriks Talk, in Anspielung auf das Motto der Konferenz "into the wild"

„Healthcare in the Wild“ lautete Fredriks Talk, in Anspielung auf das Motto der Konferenz „into the wild“

Ich verabredete mich mit Fredrik dann am Nachmittag für einen kurzen Plausch, ein tolles Gespräch. Ich hatte, selbst mysugr-User, einige Fragen zur App an sich und natürlich auch zur Zukunft von mysugr – wohin geht die Reise? – und bekam auch ein paar interessante Einblicke präsentiert.

Was nehme ich also von der re:publica 2014 mit? Ich hatte mein Ticket im November 2013 gebucht, um mich hier mit Podcastern auszutauschen – das ist mir gelungen. Zu meiner Freude konnte ich aber mit re:health einen weiteren Schwerpunkt setzen, und so meine beiden Tage völlig unterschiedlich gestalten. Auf re:health bin ich erst etwa eine Woche vor der re:publica aufmerksam geworden, als ich mir Vorträge und Veranstaltungen zusammengesucht habe. Zentrale Themen der Veranstaltung, vor allem Netzpolitik und Verschlüsselung nahm ich nur beiläufig auf – nicht, weil es mich nicht interessiert, sondern weil sich zum einen viele Veranstaltungen überschnitten haben, und man viele Talks auch auf Youtube nachschauen kann – was ich wirklich jedem empfehle.

Eins steht fest: Das war nicht meine letzte re:publica. Wer von euch ist denn nächstes Jahr dabei?

Sie sind geheilt!

„Nein, Sie brauchen ab sofort kein Insulin mehr spritzen! Und Teststreifen darf ich ihnen nun auch nicht mehr verschreiben, aber Sie müssen jetzt auch nicht mehr messen! Auf Wiedersehen!“

Ja, diese absurde Situation spielte sich gestern in meiner Diabetespraxis ab. Ich war gerade mit meinem Quartalstermin durch und wartete darauf, einen nächsten Termin zu bekommen. Der Herr vor mir (offensichtlich also Typ 2) hatte seinen HbA1c von 13,4% auf 6,1% gesenkt, war nun erst einmal „aus dem gröbsten raus“, wie ich es jetzt einmal umschreibe, und wurde mit diesen Worten aus der Praxis verabschiedet.

Worte, die ich auch mal hören möchte, wenn ich die Praxis verlasse…

Nebenbei stellte ich fest, dass das Ladengeschäft von Mediq Direkt nebenan fast nur noch vormittags geöffnet hat und ich somit aufgrund meiner späten Termine keine Chance mehr habe, meinen Diabetesbedarf gleich mitzunehmen. Bestellen ist zukünftig also angesagt, was ich teilweise ja ohnehin schon gemacht habe.
Oh, und der HbA1c ist, nachdem ich einen höheren Wert erwartet habe, weiter gesunken. 5,4% ist der letzte Messwert, und dass obwohl ich in letzter Zeit kaum Hypos hatte und mein Durchschnittswert laut mysugr bei 135 mg/dl für die letzten zwei Wochen liegt. Für mich bestätigt das zumindest, dass ich mit meiner Therapie derzeit optimal eingestellt bin, gleichzeitig aber auch die Aussagekraft des Wertes ein wenig in Frage stellen möchte. Ich verweise hier auch noch mal auf den tollen Artikel von Ilka. Zumindest ist meine Remission weiter anhaltend und auf einem sehr stabilen Level.