Energy or Diabetic?

Zur Zeit befinde ich mich mal wieder auf Reisen – bzw. kurz vor einer weiteren Fahrt auf einem Forschungsschiff. Ich bin in Taiwan, besuchte hier in der vergangenen Woche eine Konferenz, und genieße nun den letzten Tag im Hotel. Morgen werden wir zum Schiff gefahren, für mich auch das erste mal auf einem internationalen, nicht-deutschen Forschungsschiff. Es ist die Ocean Researcher V aus Taiwan. Eigentlich ist es das vierte Forschungsschiff, aber weil die Vier hier eine Unglückszahl ist, hat man direkt die Fünf genommen. In den Gebäuden gibt es hier z.B. auch nie einen vierten Stock.

Auf meinem Flug hierher über Frankfurt und Hong Kong machte ich eine interessante Erfahrung: Auf dem Transit in Hong Kong musste ich natürlich durch eine erneute Personen- und Handgepäckkontrolle. Meine Diabag holte ich wie immer aus dem Rucksack und schickte sie separat durch den Röntgenscanner – doch dieses Mal wurde ich im Anschluss von einem der Kontrolleure zur Seite gebeten. Ohne in die Tasche hineingeschaut zu haben fragte er mich, ob und wieviele Ampullen Insulin ich dabei hätte. Überrascht musste ich kurz überlegen, sagte dann „10“ (In Wirklichkeit waren es 13, ich vergaß die angebrochenen Ampullen in den Pens mitzuzählen), und er notierte sich das. Die zweite Frage verdatterte mich jedoch: „Energy or Diabetic?“ Ich bejahte natürlich sofort „Diabetic“, und auch die Frage nach einer gültigen Bescheinigung bejahte ich (musste diese aber nicht vorzeigen).

Energy? Spontan musste ich an diesen Blogpost von Steff denken – vielleicht ist es hierzulande ja auch Gang und Gäbe, sich zusätzlich mit Insulin aufzuputschen? Keine Ahnung. Vielleicht war es auch eine Fangfrage, und bei „Energy“ wäre ich dann wie Jack Bauer auf Jahre in ein chinesisches Arbeitslager verfrachtet worden.

Wie dem auch sei, die Kontrolleure waren sehr freundlich, und ich pilgerte weiter zu meinem Gate – im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Airport Hong Kong ist wirklich gigantisch. Als ich schließlich angekommen war, und auch direkt zum Boarding gebeten wurde, legte ich wie immer meine Bordkarte auf den Scanner. Doch der Barcode wurde anscheinend markiert, den der Scanner leuchtete rot, und ich wurde erneut zur Seite gebeten. Eine Stewardess flüsterte mir in schlechtem Englisch zu, dass ich doch bitte der Cabin Crew Bescheid geben möge, wenn ich mir eine Nadel verpasste („set a needle“ im originalen Wortlaut). Anscheinend war also die Information, dass ich Diabetiker sei, an der Gepäckkontrolle direkt ins System eingetragen worden.

Soso. Haben die etwa Angst, dass ich nicht genug Übung darin hätte, mir eine Dosis Insulin zu verpassen? Nein, vermutlich aus rein pragmatischen Gründen – schon auf dem vorigen Langstreckenflug war mir aufgefallen, dass auf der Flugzeugtoilette ein spezieller Abfallbehälter für Injektionsnadeln vorhanden war. Wahrscheinlich haben sie einfach Angst, dass ich die gebrauchten Nadeln nicht ordnungsgemäß entsorgen könnte. Also alles ganz harmlos, dennoch eine interessante Erfahrung. Spannend, was einem auf Reisen alles so passieren kann.

Ein Gedanke zu „Energy or Diabetic?

  1. medicum Hamburg

    Moin aus Hamburg,
    große Containerschiffe werden von hier aus in die Welt geschickt, auch nach Taiwan.
    Spannende Erlebnisse, die du da erzählst. Mich hat die Frage des Datenschutzes umgetrieben: dürfen Sicherheitsbeamte ohne deine Einverständnis Informationen über eine Erkrankungen an Personal an Board weitergeben? Nicht, als ob ich empfehlen würde, eine Diskussion anzufangen. Aber bei all den Diskussionen um Datenschutz?
    Nadelabwurfvorkehrungen an Board, nicht schlecht.
    Grüße in die weite Welt! Dr. Monika Mulert

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