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Geräteanforderungen

Was zeichnet ein gutes Blutzuckermessgerät aus? Diese Frage musste ich mir bis vor wenigen Wochen nicht stellen. Genau genommen kann ich mich auch gar nicht erinnern, je ein Blutzuckermessgerät zuvor in der Hand gehalten zu haben. Nun bin ich drauf angewiesen, und werde meine Messgeräte, neben dem GlucoDock, auch noch ausführlich vorstellen. Derzeit probiere ich noch mehrere Testgeräte aus, und lasse mir auch noch welche zuschicken. Einige Geräte zeichnen sich durch besondere individuelle Eigenschaften aus (USB-Anschluss, Stechlanzette direkt integriert etc. – mehr dazu, wenn ich einzelne Geräte vorstelle), die in den Grundanforderungen aber nicht berücksichtigt werden.

Bisher haben sich folgende Anforderungen bei mir manifestiert:

Geschwindigkeit
Dieser Punkt ist bei allen Messgeräten, die heutzutage verkauft werden, überhaupt kein Thema mehr. Zwischen 5 und 10 Sekunden dauert die Messung, nachdem das Blut die Kapillare hochgeklettert ist.

Blutmenge
Auch hier sind die benötigten Mengen bei fast allen Messgeräten zwischen 0,3 und 0,6 µl – also quasi nichts.

Uhrzeit und Datum
Die Messgeräte, die ich bisher ausprobiert habe, waren allesamt vorprogrammiert. Das einzige, was im Display angezeigt wird, ist der Messwert, Uhrzeit und Datum. Genau eben die Daten, die anschließend ins Tagebuch eingetragen werden. Von einem reinen Messgerät erwarte ich eben genau dies, und sonst nichts. Anders verhält sich das bei Messgeräten, die noch die Verwaltung meiner Daten mit übernehmen. Hier muss mindestens die Mahlzeit in Broteinheiten, und die hinzugefügte Bolusmenge eingetragen werden können, und auch Sporteinheiten sollten sich eintragen lassen. Und das, ohne sich viel durch Menüs durchklicken zu müssen.

Blinde Bedienbarkeit
Bei Unterzuckerung ist man zittrig – und muss so unter erschwerten Bedingungen messen. Reine Messgeräte müssen deshalb nicht eingeschaltet werden – das geschieht automatisch, wenn der Teststreifen eingeschoben wird. Noch besser wirds, wenn die Öffnung für die Teststreifen beleuchtet ist.

Brauchbare Stechhilfe
Zugegeben – die Stechhilfe ist völlig unabhängig vom Messgerät und beliebig austauschbar – und trotzdem muss jedem Messgerät eine Stechhilfe beiliegen. Und die soll auch etwas taugen. Kann ich die Stechlanzetten austauschen, ohne mich dabei zu verletzen? Negativbeispiel ist hier das Microlet 2 von Bayer in Kombination mit den Micro-Fine Stechlanzetten. Auch der Auslöser ist wichtig – wie tief muss ich den Knopf drücken, bis es piekst? Ich persönlich mag es, wenn der ich den Knopf nicht so tief drücken muss.
Weiterhin muss sich die Einstechtiefe voreinstellen lassen. Das funktioniert aber bei den meisten Geräten problemlos in mehreren Stufen.

Mitgelieferte Tasche
Versteht sich von selbst. Zwar liegt den meisten Geräten so eine Tasche bei, aber einen stabilen Eindruck machen die wenigsten. Scheint ein recht unerschlossener Markt zu sein. Siehe auch den Beitrag von Ilka hierzu.

Stromversorgung
Knopfbatterien hasse ich wie die Pest. Wenn ein Gerät darauf basiert, soll es bitte bis in alle Ewigkeiten halten. Und bitte nicht einfach abschalten, sondern den drohenden Low-Energy-Tod ankündigen. Geräte mit größerem Display benutzen teilweise schon eingebaute Akkus mit USB-Ladebuchse – das ist ok. Oder, um nochmal das GlucoDock als Beispiel heranzuziehen, nutzen den Strom des angeschlossenen iPhones.

Messeinheit
mg/dl oder mmol/dl? Bei der Bestellung eines Messgerätes wird man oft vorher danach gefragt. Bei einigen Messgeräten kann man diese Einheit nicht verändern. Warum nicht?

Kein Codieren
Auch so ein Relikt aus der jüngeren Vergangenheit: Bei Anbruch einer neuen Packung Teststreifen musste dem Messgerät zunächst ein Code aus der Verpackung eingegeben werden. Dieser Code teilt dem Gerät mit, welche Herstellungstoleranzen es bei den Messstreifen ausgleichen muss. Bei den neueren Geräten wird diese Codierung mit jedem Teststreifen vom Gerät direkt mit ausgelesen. Wieder eine lästige Tätigkeit weniger.

Fallen euch noch andere wichtige Eigenschaften bei der Wahl eines neuen Blutzuckermessgerätes ein? Ich bin gespannt!

Zero Zucker

Coca Cola Zero ist für mich das widerlichste Getränk, was man für Geld kaufen kann. Nicht ganz so schlimm ist das Lightprodukt, dennoch verstehe ich bis heute nicht, warum man zwei zuckerfreie Alternativprodukte zur meistverkauften Limonade der Welt verkaufen muss. Wie dem auch sei – aufgrund meiner negativen Erfahrungen habe ich nie andere Zero Produkte probiert gehabt. Hätte ich mal tun sollen.

Wirklich erstaunlich lecker - Sprite Zero

Wirklich erstaunlich lecker – Sprite Zero

Aktuell teste ich mal eine ganze Reihe an zuckerfreien Limonaden durch. Ich habe immer gerne mal (in Maßen) Cola oder Fanta getrunken, Produkte, für die ich nun eine ganze Menge Insulin tanken müsste. Bisher hat sich der Test gelohnt: Sprite Zero schmeckt tatsächlich fast wie das original, und ist wirklich ausgesprochen lecker. Als Griff ins Klo erwies sich hingegen leider Mezzo Mix Zero.

Über Kommentare, welche zuckerfreien Limonaden ihr vielleicht empfehlen könnt, würde ich mich sehr freuen.

Werte schätzen

Ein neues Hobby? Wird sich wohl nicht vermeiden lassen. Die ständige Frage vor jeder Messung – habe ich die letzte Mahlzeit richtig eingeschätzt? Obwohl ich in Absprache mit meiner Ärztin den morgendlichen Insulinfaktor von 3 auf 2 pro Broteinheit reduziert habe, ist mein Wert zur Mittagszeit tendenziell zu niedrig. Vielleicht ist die Basalmenge immer noch zu hoch. Auch das werde ich in den nächsten Wochen austesten.

Im tatsächlichen Schätzen meiner Blutzuckerwerte bin ich sehr schlecht. 5 Sekunden braucht das Messgerät, um den Blutzucker zu bestimmen, nachdem der rote Tropfen die Kapillare hochgeklettert ist. 70? 120? 160? Manchmal bin ich überrascht, manchmal zufrieden, manchmal stolz, nie verärgert. 120 ist der optimale Wert, da mein Zielbereich derzeit bei 100 – 140 mg/dL liegt.

Auch wenn jede Messung nur eine Momentaufnahme ist und sich Tendenzen nur bei engmaschigeren Messabständen ablesen lassen – sie geben immer ein gutes Gefühl. Und zur Routine sind diese Messungen eh schon längst geworden.

Broteinheiten

12g Kohlehydrate entsprechen 1 Broteinheit (BE).
10g Kohlehydrate entsprechen 1 Kohlehydrateinheit (KE)

Begriffe, mit denen ich nun täglich umgehen muss. Es ist aber gar nicht so schwer, zumindest bei den Dingen, die ich bisher gegessen habe. Lebensmittel, bei denen ich mir unsicher bin, wiege ich derzeit noch ab – aber auch für Dinge wie Müsli habe ich schnell ein Gefühl entwickelt.

Die Kohlehydrateinheiten scheinen aus dem englischen Raum zu kommen. In Australien hingegen rechnet man 15g Kohlehydrate zu einer Einheit zusammen. Ob dort auch die Menge Insulin pro Insulineinheit anders ist?

Faktoren

Mein derzeitiger Diabetesplan sieht einen morgendlichen Insulinfaktor von 3 pro Broteinheit vor. Das bedeutet, dass ich für mein Samstagsfrühstück (2 Brötchen = 4 BE + 1x Marmelade = 1BE) insgesamt 15 Einheiten Insulin spritzen musste – was sogar ganz gut hinkam. Mittags habe ich anscheinend nur einen geringen Insulinbedarf, hier gilt 1:1. Gedanklich spielen sich da in meinem Kopf viele Szenarien ab. Wenn ich mich morgens bereits um eine halbe BE Einheit verschätze, kann ich somit schon 1,5 Insulineinheiten zu viel oder zu wenig spritzen. Zumal in der Literatur auch noch die Empfehlung gegeben wird, aufgrund des höheren Insulinbedarfs des Körpers am Morgen und am Abend bei halben Einheiten eher aufzurunden als abzurunden. Kohlehydrate sind nicht gleich Kohlehydrate, sie wirken schneller oder langsamer, oder sind ohnehin kaum abzuschätzen. Bei Früchten ist der Gehalt oft abhängig vom Reifegrad der Frucht, und ein Apfel ist auch nicht einfach nur ein Apfel.

Fünf Kilogramm

So viel habe ich abgenommen. Anders gesagt: Der BMI ist von 25,5 auf 24,1 gesunken. Zuletzt gewogen habe ich mich ungefähr eine Woche vor der Erkrankung, und nun, nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen worden bin, habe ich natürlich gleich nochmal nachgeprüft. Gewichtsabnahme ist ein typisches Symptom bei der Erkrankung von Diabetes Typ 1. Da die Nährstoffe aus dem Blut nun nicht mehr im erforderlichen Maße an die Zellen weitergegeben werden können, beginnt der Körper, zusätzlichen Zucker zu produzieren – also Fettreserven abzubauen. Und das ziemlich rasch. Die Patienten, mit denen ich in der Klinik gesprochen habe und bei denen auch der Diabetes diagnostiziert wurde, haben mir ebenfalls von ihrem Gewichtsverlust berichtet – teilweise deutlich heftiger als bei mir. Aber einige sind auch nicht sofort zum Arzt gegangen, sondern haben länger, teilweise über 2-4 Wochen mit dem starken Durst gekämpft.

Diagnose

Es ging so schnell. Am Montag flog meine Freundin für einen Monat nach Neuseeland. Mir ging es gut. Aber bereits am Mittwoch merkte ich, dass irgend etwas nicht stimmte. Ich fing an, viel zu trinken, weil ich einen wahnsinnigen Durst verspürte. Es war auch ein ungewöhnlicher Durst – ich habe keinen trockenen Mundraum verspürt, sondern brauchte das Gefühl von prickelnder Kohlensäure im Rachen. Ich habe alles getrunken, was ich im Haus hatte – Wasser, einen ganzen Liter Milch in wenigen Minuten, Säfte, Cola, sogar Orangen habe ich mir ausgepresst. In dieser Zeit ging auch mein Kreislauf in den Keller. Ich ging viel und lange draußen spazieren, weil ich dachte, dass ich vielleicht frische Luft bräuchte. Bekomme ich eine Grippe? Lieber noch mehr Vitamine zu mir nehmen.

Am Freitag dann wurde es schlimmer: Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren, musste viel schlafen, war total lustlos. Und ich konnte nicht mehr richtig sehen. Ich bin ja ohnehin schon stark kurzsichtig und trage Zeit meines Lebens bereits eine Brille, aber auf einmal konnte ich Gegenstände in größerer Entfernung als 2m nicht mehr scharf sehen. Ich bekam Angst.

Ob die Symptome stressbedingt waren? Solche Fragen fängt man an, sich in solchen Situationen zu stellen. Und weit hergeholt war das nun nicht, da ich ja am Lernen war. In 10 Tagen stand meine letzte Diplomprüfung an. Doch am Samstag ging nichts mehr, ich war nur noch am Vegetieren und dachte, ich müsste bald zusammenbrechen. Ich rief meine Mutter an und informierte sie, dass ich heute noch zum Arzt gehen wollte. Sie kam dann sogar vorbei und begleitete mich. Da Samstag war und alle Arztpraxen natürlich geschlossen waren, gingen wir zur Notfallpraxis der Kieler Ärzte im Städtischen Krankenhaus. Ich wohne nur 5 Minuten Fußweg entfernt, da war das natürlich das naheliegendste.

Der Wartebereich dort war überfüllt mit Kindern, und ich befürchtete schon stundenlange Wartezeit. Doch der Kinderarzt teilt sich mit dem Notfallarzt nur die Anmeldung, so dass ich auch schon nach wenigen Minuten hineingerufen wurde. Der Arzt veranlasste sofort eine Blutzuckermessung, nachdem ich ihm meine Symptome beschrieben hatte, und auch eine Urinprobe musste ich abgeben. Ergebnis: Mein Blutzucker war dermaßen hoch, dass das Messgerät ihn nicht mehr anzeigen konnte (Hi), also wurde noch eine Blutprobe ins Labor geschickt. Ich bekam eine Überweisung in die Klinik, die ich sofort aufsuchen sollte. Glück im Unglück: Das Städtische Krankenhaus hat eine Diabetologische Schwerpunktstation, so dass ich gleich dort bleiben konnte. Mein Blutzucker betrug über 600 mg/dl. Die Ärztin gab mir eine Infusion und eine ordentliche Dosis Insulin, und ich bekam die vorläufige Diagnose vom Diabetes Typ 1. Eine Krankheit, die mich von nun an mein Leben lang begleiten würde.

Ich nahm es gefasst auf. Von Natur aus bin ich niemand, der wegen Aufregung an die Decke geht, aber wie gelassen ich in dem Moment war, finde ich immer noch bemerkenswert. Was das bedeuten würde, das war mir natürlich noch nicht ganz klar, aber das Ausmaß wurde mir noch am selben Tage bewusst. Mehrmals am Tag Insulin spritzen, mehrmals am Tag den Blutzucker messen, die Kohlenhydrate abschätzen und immer Traubenzucker dabei haben – Diabetes Typ 1 in einem Satz zusammenzufassen ist völlig unmöglich. Ich möchte lernen, mit dieser Krankheit umzugehen (nein – ich muss es sogar), ich möchte sie kennenlernen, Ursachen erfahren, Hoffnung gewinnen. Es ist alles so neu, darum habe ich angefangen, alles aufzuschreiben.

Man bereitete mich schon darauf vor, dass ich bis Montag auf dem Flur untergebracht werden müsste, doch es wurde noch ein Zimmer frei. Mein Bettnachbar war ebenfalls Typ 1 Patient, aber schon seit seinem 9. Lebensjahr. Er ist 3 Jahre jünger als ich, und wegen einer schweren Unterzuckerung eingeliefert worden. Zur Zeit wurde er auf ein neues Basalinsulin umgestellt. Von ihm bekam ich im Laufe der Woche sehr viele Tipps zu meiner Krankheit, und er hat mich auch sehr stark aufgebaut – wir sind gute Freunde geworden. Ob es Glück oder gewollt war, dass wir zusammen in einem Zimmer untergebracht waren, weiß ich nicht. Auf der Station war nämlich außer uns nur ein weiterer Typ 1 Patient untergebracht, ansonsten waren es nur Typ 2 Patienten (auch Altersdiabetes genannt).

Diagnose Diabetes. Eine Krankheit, die mich nun mein Leben lang begleiten wird. Mit diesem Blog will ich einerseits mir selbst helfen, Erfahrungen sammeln und diese mit anderen Typ 1 Patienten (auch zukünftigen, die es noch nicht wissen und dann in dergleichen Situation sein werden) teilen. Ich will das Wissen über diese Krankheit verbreiten, denn schon angefangen bei meiner Familie galt es, den Irrtum, dass ich ja nun keinen Zucker mehr essen dürfe, aus den Köpfen auszutreiben.

Kommentare, Tipps etc. sind hier jederzeit willkommen.