Remission ist schon was feines… Seit Wochen wache ich morgens immer mit diesem Wert +/- 5 mg/dl auf. Drückt meiner Bauchspeicheldrüse die Daumen, dass das noch lange so bleibt :)
Archiv des Autors: tinkengil
Auf die Straße!
Nur schnell ein kurzer Hinweis:
Am 11. Juni, also am kommenden Dienstag, findet in Berlin eine Demonstration statt. Ziel ist, auf die Defizite in der Diabetes-Versorgung und Forschung aufmerksam zu machen.
Mehr Infos zum genauen Zeit- und Startpunkt gibt es hier:
Diabetes Stoppen – Demonstration in Berlin
Remember InsulCheck
Es war Wochenende, ich habe natürlich etwas länger geschlafen als sonst. Blutzucker gemessen, ab ins Bad. Aber halt. Fehlt da nicht was? Habe ich mir das Basal schon gespritzt? Doch. Nein? Hmm. Eingetragen hatte ich die nötigen Einheiten schon, aber das Spritzen hatte ich tatsächlich vergessen. Also schnell nachgeholt. Oder hatte ich doch schon gespritzt?
Viele Diabetiker, die sich ihr Insulin mit dem Pen verabreichen, kennen die Situation ganz bestimmt.
In meinem Falle hilft da schon der Blick auf die Nadel des Pens. Levemir, welches als mein Basalinsulin fungiert, hat nämlich eine Eigenschaft: Es kristallisiert aus, direkt an der Nadel. Daher muss ich die Nadel tatsächlich jedes Mal wechseln, wenn ich mir Basal spritze. Ansonsten kommt einfach kein Insulin durch.
Trotzdem, so etwas passiert einfach. Gerade, wenn das Insulinspritzen zum Alltag geworden ist. Und das kann ganz schön anstrengend sein. Schon im Krankenhaus erzählte man mir, dass es durchaus intelligente Pens gibt. Aber auch gerade bei vielen Insulinpens gilt das klassische Prinzip: Wenn du Pen X verwendest, musst du auch Insulin X verwenden. Novo Nordisk bindet so seine Pens an das hauseigene Insulin.
Ein intelligenter Pen, der mir bei der Recherche ins Auge gefallen ist, ist der Pendiq. Dieser Pen besitzt ein Display und kann somit Uhrzeiten speichern, verabreichte Insulinmengen anzeigen, mit dem PC ausgelesen werden, und verfügt über eine Alarmfunktion. Da er inkompatibel mit den Patronen von Novo Nordisk ist, kann ich ihn leider nicht verwenden, sonst würde ich mir den Pendiq durchaus mal näher ansehen.
Einen anderen Weg geht InsulCheck. Dies ist ein kleines Gerät, welches an den Pen angebracht wird. Es besitzt ein LC-Display, auf dem die Zeit seit der letzten Insulinabgabe dargestellt wird. Wenn man sich eine neue Dosis verpasst, wird der Timer auf 00:00 zurückgesetzt. Und das auch noch ohne zusätzlichen Knopfdruck, da das Gerät auf den Auslöser des Pens reagiert. Das Insulchek gibt es für verschiedene Pens, da jedes Modell eine individuelle Halterung benötigt. Diese gibt man bei der Bestellung mit an. Ich verwende den NovoPen 4, und die Halterung sitzt wirklich bombenfest, ohne die Funktion in irgend einer Weise einzuschränken. Das einzige Problem ist vielleicht, dass der Timer nur funktioniert, wenn der Auslöser des Pens nach der Injektion gedrückt bleibt – manchmal springt er nämlich auch in seine Ausgangsposition zurück. Da muss man ein bisschen aufpassen. Das ist aber auch der Grund, weshalb ich das Insulchek nur für den Pen mit dem Basalinsulin empfehlen kann, weil der ja meistens nur zuhause rum liegt. Den Boluspen habe ich immer dabei, wenn ich unterwegs bin, und da springt der Auslöser häufig wieder in die Ausgangsposition zurück, was das InsulCheck unnütz machen würde.
Auch muss man aufpassen, weil das InsulCheck bei einigen Pens nur bei einer Mindestanzahl an Insulineinheiten funktioniert. Dies ist wohl der individuellen Mechanik der einzelnen Pens geschuldet. Da man das Basal aber meistens ohnehin mit mehr als drei Einheiten Insulin verabreicht (so ist jedenfalls meine Beobachtung), dürfte das kein Problem sein.

So wird das Gerät geliefert – Timer und Halterung für den gewünschten Pen

Rasch ist der InsulCheck am Pen installiert und einsatzbereit
Das InsulCheck funktioniert derzeit mit diversen Pens von Sanofi Aventis, Novo Nordisk und Lilly. Eine Übersicht gibt es hier. Eine unbedingte Empfehlung spreche ich nicht aus, ich habe das Teil auch eher aus Neugier geordert. Aber für die ein oder anderen ist es sicherlich mal einen Blick wert (falls ihr ähnlich schusselig seid wie ich. Ähem.)
Entenrennen: Finale!
Am Sonntag war endlich das hier im Blog schon häufiger erwähnte Entenrennen. Es fand im Rahmen des KIDS Festivals in Kiel an der Kiellinie statt. Das Wetter war ganz passabel – Es war zwar trübe und meist bewölkt, aber es war trocken, der Wind stand günstig, und es war nicht allzu kalt. Das Rennen selbst fand in zwei Etappen statt. Zunächst einmal das Großentenrennen der Sponsoren, die zahlreiche Preise beigesteuert haben. Die Großenten durften anscheinend auch getunt werden, waren einige doch mit Hüten und kleinen Fähnchen ausgestattet.
Im zweiten Teil fand dann das eigentliche Rennen statt. 10000 Enten wurden gleichzeitig zu Wasser gelassen, und von der Feuerwehr mithilfe eines Ventilators durch die Enge Gasse Richtung Ziel gepustet. Im Ziel wartete ein Notar auf die ankommenden Enten – eine Sperre sorgte dafür, dass immer nur eine Ente zur Zeit passieren konnte. Gestartet wurde das Rennen (etwas zu früh) von Ministerpräsident Torsten Albig. Es war auf jeden Fall eine super Aktion. Im letzten Jahr kamen über 60000 Euro zusammen, die als Scheck gespendet wurden – dieses Jahr geht die Spende an die Kieler Diabetes Helden.
Wie sich meine Enten geschlagen haben? Insgesamt hatten meine Freundin und ich drei Enten startbereit gemacht. Von den beiden ursprünglich gekauften Enten hatte ich eine zum Muttertag verschenkt, darum kaufte ich noch eine dritte kurz vorm Start. Leider war keine unserer Enten unter den ersten 450 (und haben damit auch keinen Preis gewonnen).
Eine wunderbare Aktion! Hier noch ein paar tolle Fotos vom Event:

Unsere Enten, mit geowissenschaftlichem Hintergrund

10000 Enten fallen aus dem Sack

Ministerpräsident Torsten Albig beobachtete das Geschehen von der Red Pearl aus, im Hintergrund die Color Fantasy

Vor dem Hauptrennen fand das Großentenrennen der Sponsoren statt
Praxisbericht: GlucoDock von Medisana
Das GlucoDock habe ich nun ja schon häufiger erwähnt, und neben dem Contour XT ist es derzeit mein am meisten genutztes Testgerät. Daher wird es nun mal Zeit, hier über die Praxistauglichkeit dieses Gerätes zu sinnieren. Dieser Bericht war schon viel zeitiger angedacht, aber ich hatte doch noch etliche Verbesserungswünsche und Bug-Reports an Medisana geschickt und im netten Austausch mit dem Support erfahren, dass einige Kritikpunkte mit dem Vitadock-Softwareupdate v1.42 behoben werden sollten. Das ist nun vor ein paar Tagen erschienen, und somit die Grundlage für diesen Erfahrungsbericht.
Da ich ja schon das ein oder andere Wort zum Gerät habe fallen lassen, gleich mal ein paar Anmerkungen zum Messvorgang an sich: Ich nutze das Gerät nur zu Hause, da es mir unterwegs zu unhandlich ist. Durch das angedockte iPhone hat man ein ziemlich schweres Gerät in der Hand, und wenn man sich parallel noch in den Finger pieksen muss, und einen Teststreifen ins Gerät bugsiert, artet ein Messvorgang zu einer ganz schönen Fummelei aus. Im Gegensatz zum iBG Star, welches ebenfalls mit dem iPhone kompatibel ist, funktioniert das GlucoDock eben nur, wenn es am Telefon angedockt ist. Am iPhone 5 wird es jedenfalls kaum noch Freude machen, mit dem GlucoDock den Zucker zu bestimmen, da die Messapparatur dann durch den notwendigen Adapter noch weit länger wird.

Ein schickes Gerät – das GlucoDock
Die Teststreifen sind zudem sehr groß und glatt, kleben deshalb oft zusammen. Die Teststreifen werden in 25er Behältern geliefert, und bringen enorm viel Müll mit, da die Packungen auch noch verblistert sind (Und ich hasse Blister). Wenn zu wenig Blut aufgetragen wurde, hat man bei diesen Teststreifen genug Zeit, noch etwas nachträglich zuzufügen – Eine Funktion, die ich bei den Contour Next Teststreifen vermisst habe. Gleichzeitig irritierte mich manches Mal, dass die Messung startet, wenn die Kapillare nur zur Hälfte gefüllt ist. Ich wurde skeptisch und machte eine zweite Messung zur Kontrolle. Ergebnis: 90 mg/dl bei der ersten Messung, 137 mg/dl bei der zweiten. Liegt es daran, dass die Kapillare augenscheinlich breiter ist als bei den meisten anderen Teststreifen? Oder an der trichterförmigen Öffnung? Ich habe dieses Phänomen jedenfalls dem Support von Vitadock mitgeteilt, und sie wollen mich auf dem Laufenden halten.
Die Vitadock App ist insgesamt eine UI-Katastrophe. Dieses Fazit muss ich leider ziehen, weil hier einfach so viel falsch gemacht wird. Wer sie noch nicht in Bewegung gesehen hat, schaut sich einfach die Screenshots hier an, die teilweise schon für sich sprechen sollten. Da Medisana verschiedene iPhone-kompatible Messgeräte verkauft, werden diese auch alle über die VitaDock App gesteuert. Und man kann die Funktionen, die man nicht benötigt, abschalten – somit habe ich die App gleich mal auf das GlucoDock selbst beschränkt. Wenn ich die App also öffne, werde ich nach einiger Wartezeit mit dem zuletzt gespeicherten Blutzuckerwert begrüßt. Alle Knöpfe scheinen auf dem Bildschirm herumzuschwimmen, was mir leider überhaupt nicht gefällt und zugleich enorm träge wirkt. Oft passiert es sogar, dass die App beim Laden des Hauptbildschirmes (auch nach einer Messung) irgendwo daneben zentriert, und man erst wieder zurücksliden muss.

Und wehe, man drückt nicht den Speicherknopf – die Uhrzeit läuft nach der Messung einfach weiter

Hier dürfen sich die Entwickler auch noch austoben – die Statistiken sind kaum benutzbar, sobald man anfängt zu scrollen
Insgesamt bin ich mit dem Gerät also nur mäßig zufrieden, und werde auch keine Teststreifen mehr beziehen wenn mein Vorrat aufgebraucht ist. Ich werde die Entwicklung aber weiter aufmerksam verfolgen, und einem Nachfolger sicherlich eine Chance geben. Das Design des Gerätes orientiert sich am iPhone 3G, war also vor fast 5 Jahren aktuell. Zudem hat Apple unlängst mit dem Lightning Anschluss neue Tatsachen geschaffen, und ewig wird mein iPhone 4 auch nicht mehr halten. Mit der Lösung, das Gerät nur daheim zu benutzen, und unterwegs auf ein handlicheres Messgerät zu vertrauen, fahre ich aber aktuell ganz gut.

Macht einen stabilen Eindruck – die mitgelieferte Tasche
Positiv gefällt mir die stabile Tasche. Auch die Stechhilfe ist recht handlich, da sie einen sehr niedrigen Druckpunkt besitzt. Und als einziges Messgerät, das ich bisher in der Hand gehabt habe, wird eine Testflüssigkeit direkt mitgeliefert.
Nach der Testaktion, bei der das Gerät kostenlos verteilt wurde, liegt der Preis nun dauerhaft bei 9,99€. Günstig genug, damit sich jeder, der mit dem GlucoDock etwas anfangen kann, selbst ein Bild von dem Gerät machen kann.
one hundred
Dreistellig. Im ersten Jahr nach der Diagnose zählt man / zähle ich ja noch die Tage seit der Diagnose. Ich mag Statistiken, so what.
Kaum zu glauben, und ich erinnere mich an den Tag noch, als wäre es gestern. Egal, die Story zur Diagnose könnt ihr hier nachlesen. Aber was hat sich seitdem alles getan! Der Diabetes ist zur Routine geworden. Morgens aufstehen, BZ messen, Basal spritzen. Merkt ihr? Begriffe, die mir vor 101 Tagen teilweise völlig unbekannt waren. Ihr wollt mehr? HbA1c, Bolus, Hypo, Langerhanssche Inseln, CGM, bitteschön. Eine völlig neue Welt hat sich da für mich aufgetan. Aber ich betrachte das einfach positiv. Ich habe 8 Kg abgenommen, die fehlen jetzt immer noch, und ehrlich gesagt weine ich denen auch nicht hinterher. Ich bin quasi zum Ernährungsexperten geworden. Ich habe wunderbare Unterstützung in der Familie, von Freunden und im Studium erhalten. Ich habe eine tolle Diabetespraxis gefunden, bei der ich mich bestens aufgehoben fühle. Ich habe neue Freunde gefunden, und festgestellt, dass die Diabetescommunity im Netz total super ist. Jeden Mittwoch freue ich mich auf den #dedoc, das kann ich jedem Typ 1er nur empfehlen. Und ich habe diesen Blog geschaffen. Es hilft, sich manches von der Seele zu schreiben, und es bereitet mir Spaß, das hier mit Leben zu füllen.
So, den nächsten sentimentalen Rückblick gibt’s dann wahrscheinlich zum ersten Geburtstag des DM. (und zack, noch so ne neue Abkürzung eingeschoben, die bei mir vor 101 Tagen in diesem Zusammenhang noch kein Begriff war).
Schulung
Ich bin nun gerade 13 Wochen Typ 1er (oder 94 Tage, wie der schlaue Timer in der rechten Spalte nun aktuell anzeigt), und mache schon meine zweite Schulung mit. Die erste bekam ich direkt in der Klinik, da ich ja auf die Diabetes-Schwerpunktstation des Städtischen Krankenhauses in Kiel gekommen bin. Dort waren wir zeitweise aber nur zwei Typ 1er, und ich der einzige „Frischling“. Die Diabetesberaterin hatte selbst Typ 1, und punktete enorm mit ihrer eigenen Erfahrung. Ich habe in der Schulung sehr viel gelernt, und fühlte mich nach der Entlassung aus der Klinik wirklich gut vorbereitet.
Nachdem die erste Schulung, also mehr eine Art Blockkurs, mich ohnehin schon stark mit Wissen über meinen Diabetes überschüttet hat, und ich mich zudem weiterhin in Büchern und im Internet auf diversen Blogs, Foren etc. informiert habe, mache ich derzeit eine zweite Schulung. Diese ist wöchentlich, und wird von meiner Diabetespraxis angeboten. Sie unterscheidet sich schon deutlich von der Schulung in der Klinik, treffen hier doch sowohl Neulinge als auch alte Hasen, die ihre Diagnose bereits vor 30 Jahren bekamen, aufeinander. Insgesamt sind wir etwa 15 Personen (incl. Begleitpersonen). Die Diabetesberaterin hier hat selbst keinen Diabetes.
In den 13 Wochen habe ich natürlich schon viele Erfahrungen gesammelt, dennoch lerne ich in dieser Schulung noch sehr viel neues. Welche Insuline es gibt, wie eine Insulinpumpe funktioniert und aussieht, wie eine Glukagonspritze verabreicht wird, und natürlich, was andere aus der Gruppe schon so erlebt haben. Wir vergleichen unsere HbA1c-Werte, und schätzen Broteinheiten ab.
Was ich so an interessanten oder lustigen Anekdoten aufgeschnappt habe:
-Typ 2er wollen auf gar keinen Fall den Typ 1 haben, weil sie dann in jedem Falle Insulin spritzen müssten – gilt natürlich nicht für alle Typ 2 Diabetiker, aber bei vielen ist das eine Horrorvorstellung. Das Thema „Was ist Diabetes“ ist offensichtlich in jeder Schulung das erste Thema.
-entsprechend wollen Typ 1er auf gar keinen Fall den Typ 2 haben (aber wer will überhaupt Diabetes haben?)
-Suizid durch eine Kombination aus Betablockern und viel Insulin soll sehr effektiv sein (keine Ahnung, wie das Thema überhaupt aufkam, aber es entstand eine heitere, augenzwinkernde Diskussion)
-Gummibärchen in Fett getunkt sollten den Blutzucker nicht so schnell ansteigen lassen (dieses Fazit zog der jüngste Teilnehmer für sich, nachdem die verzögernde Wirkung von Fett auf den Blutzuckeranstieg besprochen wurde)
-mit Computerviren infizierte Fernbedienungen von Insulinpumpen liefern guten Stoff für Krimis (und mehr Geschichten von Patienten, die im Wartezimmer der Diapraxis Angst haben, ihre Insulinpumpe bzw. Pods über die Fernbedienung zu nutzen, falls man damit zufällig auch die Pumpen von anderen Patienten bedienen könnte)
-Diät-Bier, das 1995 abgelaufen ist, könnte explodieren (und ähnliche Dinge, die die Schulungsleiterin aus ihrem BE-Schätzkorb herausfischte)
-es gibt Typ 2 Diabetiker, die 400 Einheiten Insulin am Tag spritzen müssen (kaum vorzustellen, wenn ich mir meinen Pen so anschaue)
-und Typ 1 Diabetiker, die bei einem BZ von unter 200 mg/dl Panikattacken bekommen
-Insulinpens können in Gaststätten von uneinsichtigen Kellnern auch als Heroinspritze interpretiert werden und zu einem Polizeieinsatz führen…
Es ist auf jeden Fall eine lustige, gemischte Truppe, die da jeden Donnerstag zusammenkommmt. Es werden Fragen gestellt, auf die ich gar nicht gekommen wäre. Es ist spannend zu hören, wie sich die Diabetestherapie in den vergangenen 30 Jahren weiterentwickelt hat. Ich hatte den Eindruck, dass niemand unter der Krankheit dem Diabetes leidet, sondern sich bestmöglich damit arrangiert, um ein unbeschwertes Leben zu führen. Gut so!
Duck Duck Go
Am vergangenen Samstag habe ich sie ergattert – zwei quietschgelbe Enten, die für mich und meine Freundin beim Entenrennen an den Start gehen sollen. Bei der Gelegenheit hatte ich ein interessantes Gespräch mit einer Vertreterin der Aktion, deren beiden Kinder im Kindergartenalter auch Diabetes Typ 1 haben. Sie selbst setzt sich sehr stark für eben die Aufklärung in Kindergärten ein, und hofft, dass Geräte für die kontinuierliche Glukosemessung (CGM) bei Kindern bald Standard werden, bzw. den Kinderkliniken überhaupt erst mal zur Verfügung gestellt werden. Durch das Wachstum der Kinder sind die BE-Faktoren ständig im Wandel, weshalb ein gutes Blutzucker-Monitoring noch unverzichtbarer ist als ohnehin schon. Das bedarf sicher enormer Aufmerksamkeit seitens der Eltern, und bedeutet eine hohe Verantwortung.
Also, liebe Kieler: Holt euch die Enten, und spendet so nebenbei auch noch für die Kieler Diabetes Helden!

Diese beiden Kameraden gehen beim Entenrennen für uns an den Start
*ich habe nachgemessen: Eine der Enten ist 2g schwerer als die andere, dafür klappert in der anderen Ente irgend etwas. Tunen ist weiterhin verboten. Aber vielleicht verpasse ich denen ja noch eine angemessene Bemalung
Sportsession
Am Sonntag habe ich am Volleyballturnier teilgenommen, welches von meiner alten Stammmannschaft ausgerichtet wurde. Insgesamt waren drei befreundet Vereine eingeladen, und es wurde den ganzen Tag Volleyball gespielt – insgesamt 7 Stunden lang. Am Ende gingen wir als Sieger vom Platz – aber auch für den Diabetes war das eine spannende Herausforderung.
Ich begann den Tag mit der halben sonst üblichen Basaldosis, und auch beim Frühstück halbierte ich den Bolus. Nachdem wir uns dann in der Halle eingespielt hatten, und das Turnier starten sollte, maß ich zum ersten Mal den Zucker. 150 mg/dl, das war die Untergrenze dessen, was ich während des Turniers halten wollte. Also gab’s eine BE, und auf ging’s ins erste Spiel. Danach lag der Zucker bei 148 mg/dl, und wieder eine BE. So hangelte ich mich durch den Tag, der niedrigste Wert war um die Mittagszeit herum (117 mg/dl + 2 BE). Nach dem Finale maß ich erst wieder, als ich zu Hause war (99 mg/dl), und für’s Abendessen gab es dann noch 75% des sonst notwendigen Bolus.
Neben Wasser hatte ich eine Flasche Apfelschorle dabei, die mit 6g KH auf 100ml angegeben war – die ganze Flasche hatte also 5 BE. Zudem hatte ich eine Banane dabei, und natürlich Traubenzucker.
Schon irre, wie sehr starke körperliche Aktivität den Zuckerhaushalt beeinflusst. Aber auch schön zu sehen, dass sich mein Körper in etwa so verhalten hat, wie ich das erwartet habe, und ich angemessen gegensteuern konnte
Fünf Komma Acht
Ja! Der gestern gemessene HbA1c liegt bei 5,8%! Das hätte ich nicht für möglich gehalten, und das war auch überhaupt nicht mein Ziel. Aber genau das wurde bei der Routineuntersuchung festgestellt. Vor zwei Monaten lag dieser Wert noch bei 7,6%, das war zwei Wochen nach der Diagnose (8,4%).
Was bedeutet dies? Der HbA1c wird streng genommen auch als Langzeit-Blutzucker, oder das Blutzuckergedächtnis bezeichnet. Meine Diabetologin erklärte mir, dass er davon abhängt, wieviel „Zucker“ sich an die roten Blutkörperchen geheftet hat. Da diese eine Lebensdauer von 8-12 Wochen haben, kann aus dem Wert eben der Langzeit-Zucker bestimmt werden. Je höher im Schnitt die Blutzuckerwerte der letzten Wochen waren, desto höher ist eben auch die HbA1c.
Der HbA1c wird einmal im Quartal gemessen. Beim gesunden Menschen liegt er im Schnitt zwischen 4-6%, wir Diabetiker streben in jedem Falle einen Wert unter 7-8% an. Da es eben ein Durchschnittswert ist, kann man ungefähre Erwartungen anstellen. Der Wert von 5,8% sagt in meinem Falle aus, dass mein durchschnittlicher Zuckerwert in den letzten Wochen unter 110 mg/dl lag. Stimmt das? Denn egal, wie viele Messungen ich am Tag mache, es sind ja immer nur Stichproben. Eine einzelne Messung zeigt mir zum Beispiel nicht an, ob ich einen Trend nach oben oder unten habe. In den ersten zwei Stunden nach einer Hauptmahlzeit soll ich auch gar nicht messen, da der Wert dann immer/meistens erhöht ist (es sei denn, ich muss Auto fahren). Ein durchschnittlicher Zuckerwert von 110 mg/dl bedeutet also auch, dass ich häufiger deutlich darunter gelegen haben muss. Mit ein Grund, warum HbA1c Werte von unter 6% von meiner Diabetologin auch gar nicht so gerne gesehen sind (Ausnahme: Schwangerschaft). In meinem Falle kommt es sogar hin. Zur Zeit befinde ich mich eindeutig in der Remissionsphase, weshalb ich eine Weile tatsächlich stärker mit Unterzuckerungen (d.h. bei mir Werte zwischen 50 und 70 mg/dl, darunter war ich noch nicht) zu kämpfen hatte. Entsprechend musste ich mit den Bolusfaktoren und der Basalmenge auch immer weiter heruntergehen, und soll zur Zeit auch wieder eine Messung in der Nacht durchführen.
Dass der HbA1c nun auch nicht alles ist, und die Werte durchaus auch von der Theorie abweichen können, das beschreibt Ilka in diesem interessanten Blogeintrag sehr gut. Ein guter Anhaltspunkt ist er aber dennoch. Mir sagt der Wert von 8,44%, den ich bei der Diagnose hatte, dass mein Diabetes wirklich quasi von heute auf morgen ausgebrochen ist, und zeitig korrekt diagnostiziert und behandelt wurde.
Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass der Fokus auf den HbA1c im Laufe meiner Diabetes-Karriere immer mehr zugunsten der nackten BLutzuckerwerte abgelöst wird. Darum suche ich auch weiter nach optimalen digitalen Tagebüchern samt aussagekräftigen Statistiken. Standardabweichungen etc. – wer da Tipps hat, bitte immer her damit! Insbesondere als Mac-User ist da die Auswahl schon eingeschränkt. Mit einer reinen Tabellenkalkulation möchte ich nicht anfangen – das ist einfach zu zeitaufwändig, da ich abends immer die Tageswerte nachtragen müsste, auch wenn ich hier die besten individuellen Statistiken berechnen könnte.