Praxisbericht: GlucoDock von Medisana

Das GlucoDock habe ich nun ja schon häufiger erwähnt, und neben dem Contour XT ist es derzeit mein am meisten genutztes Testgerät. Daher wird es nun mal Zeit, hier über die Praxistauglichkeit dieses Gerätes zu sinnieren. Dieser Bericht war schon viel zeitiger angedacht, aber ich hatte doch noch etliche Verbesserungswünsche und Bug-Reports an Medisana geschickt und im netten Austausch mit dem Support erfahren, dass einige Kritikpunkte mit dem Vitadock-Softwareupdate v1.42 behoben werden sollten. Das ist nun vor ein paar Tagen erschienen, und somit die Grundlage für diesen Erfahrungsbericht.

Da ich ja schon das ein oder andere Wort zum Gerät habe fallen lassen, gleich mal ein paar Anmerkungen zum Messvorgang an sich: Ich nutze das Gerät nur zu Hause, da es mir unterwegs zu unhandlich ist. Durch das angedockte iPhone hat man ein ziemlich schweres Gerät in der Hand, und wenn man sich parallel noch in den Finger pieksen muss, und einen Teststreifen ins Gerät bugsiert, artet ein Messvorgang zu einer ganz schönen Fummelei aus. Im Gegensatz zum iBG Star, welches ebenfalls mit dem iPhone kompatibel ist, funktioniert das GlucoDock eben nur, wenn es am Telefon angedockt ist. Am iPhone 5 wird es jedenfalls kaum noch Freude machen, mit dem GlucoDock den Zucker zu bestimmen, da die Messapparatur dann durch den notwendigen Adapter noch weit länger wird.

Ein schickes Gerät - das GlucoDock

Ein schickes Gerät – das GlucoDock

Die Teststreifen sind zudem sehr groß und glatt, kleben deshalb oft zusammen. Die Teststreifen werden in 25er Behältern geliefert, und bringen enorm viel Müll mit, da die Packungen auch noch verblistert sind (Und ich hasse Blister). Wenn zu wenig Blut aufgetragen wurde, hat man bei diesen Teststreifen genug Zeit, noch etwas nachträglich zuzufügen – Eine Funktion, die ich bei den Contour Next Teststreifen vermisst habe. Gleichzeitig irritierte mich manches Mal, dass die Messung startet, wenn die Kapillare nur zur Hälfte gefüllt ist. Ich wurde skeptisch und machte eine zweite Messung zur Kontrolle. Ergebnis: 90 mg/dl bei der ersten Messung, 137 mg/dl bei der zweiten. Liegt es daran, dass die Kapillare augenscheinlich breiter ist als bei den meisten anderen Teststreifen? Oder an der trichterförmigen Öffnung? Ich habe dieses Phänomen jedenfalls dem Support von Vitadock mitgeteilt, und sie wollen mich auf dem Laufenden halten.

StartbildschirmStatistik

Die Vitadock App ist insgesamt eine UI-Katastrophe. Dieses Fazit muss ich leider ziehen, weil hier einfach so viel falsch gemacht wird. Wer sie noch nicht in Bewegung gesehen hat, schaut sich einfach die Screenshots hier an, die teilweise schon für sich sprechen sollten. Da Medisana verschiedene iPhone-kompatible Messgeräte verkauft, werden diese auch alle über die VitaDock App gesteuert. Und man kann die Funktionen, die man nicht benötigt, abschalten – somit habe ich die App gleich mal auf das GlucoDock selbst beschränkt. Wenn ich die App also öffne, werde ich nach einiger Wartezeit mit dem zuletzt gespeicherten Blutzuckerwert begrüßt. Alle Knöpfe scheinen auf dem Bildschirm herumzuschwimmen, was mir leider überhaupt nicht gefällt und zugleich enorm träge wirkt. Oft passiert es sogar, dass die App beim Laden des Hauptbildschirmes (auch nach einer Messung) irgendwo daneben zentriert, und man erst wieder zurücksliden muss.

Und wehe, man drückt nicht den Speicherknopf - die Uhrzeit läuft nach der Messung einfach weiter

Und wehe, man drückt nicht den Speicherknopf – die Uhrzeit läuft nach der Messung einfach weiter

Bei mir ist es so, dass ich vor dem Essen den Blutzucker messe, und meist erst nach dem Essen die zugehörigen BE und IE eintrage. Das geht bei der VitaDock App nicht. Seit der v1.42 ist es zwar möglich, BE und IE zurückzudatieren, jedoch können sie nicht nachträglich einer Blutzuckermessung zugeordnet werden. Das Problem an der Sache: Dadurch tauchen sie auch nicht im Tagebuch der App auf, das nur Blutzuckerwerte anzeigt. Ich kann auch weiterhin nur eine Insulindosis speichern, nicht zwei verschiedene zu einem Zeitpunkt (etwa morgens Bolus und Basal). Messwerte manuell zu korrigieren geht also nicht, der Workaround hier besteht darin, einen alten Messwert zu löschen und manuell neu einzugeben. Das ist sogar notwendig aufgrund eines Bugs, der in der 1.42 leider nicht behoben wurde: Die Uhrzeit wird erst gespeichert, wenn man nach einer Messung explizit auf „Speichern“ tippt. Unzählige Male ist es mir nun schon passiert, dass ich die Messung zur Nacht hin gemacht habe, und das iPhone einfach in den Standby gelegt habe. Als ich morgens wieder messen wollte, wurde natürlich noch der alte Messwert angezeigt – mit der aktuellen Uhrzeit. Mit einer der Hauptgründe, warum mir die VitaDock App derzeit nicht als Diabetiker-Tagebuch taugt.

Hier dürfen sich die Entwickler auch noch austoben - die Statistiken sind kaum benutzbar, sobald man anfängt zu scrollen

Hier dürfen sich die Entwickler auch noch austoben – die Statistiken sind kaum benutzbar, sobald man anfängt zu scrollen

Bei mehr als 5% der Messungen ist die App in dem Moment abgestürzt, als ich das Blut aufgetragen hatte und der Bildschirm zum Messergebnis springen sollte. Zweimal ist die App komplett abgestürzt, die anderen Male blieb sie auf dem Hintergrundbild hängen. Das ist einfach nur ärgerlich, da die Teststreifen teuer sind, und ich in einigen Situationen eh schon leicht am Unterzuckern war. Das darf einfach nicht passieren, ist mir seit dem Update auf v1.42 aber auch seltener passiert. Scheinbar ist an dem Problem gearbeitet worden.

Insgesamt bin ich mit dem Gerät also nur mäßig zufrieden, und werde auch keine Teststreifen mehr beziehen wenn mein Vorrat aufgebraucht ist. Ich werde die Entwicklung aber weiter aufmerksam verfolgen, und einem Nachfolger sicherlich eine Chance geben. Das Design des Gerätes orientiert sich am iPhone 3G, war also vor fast 5 Jahren aktuell. Zudem hat Apple unlängst mit dem Lightning Anschluss neue Tatsachen geschaffen, und ewig wird mein iPhone 4 auch nicht mehr halten. Mit der Lösung, das Gerät nur daheim zu benutzen, und unterwegs auf ein handlicheres Messgerät zu vertrauen, fahre ich aber aktuell ganz gut.

Macht einen stabilen Eindruck - die mitgelieferte Tasche

Macht einen stabilen Eindruck – die mitgelieferte Tasche

Positiv gefällt mir die stabile Tasche. Auch die Stechhilfe ist recht handlich, da sie einen sehr niedrigen Druckpunkt besitzt. Und als einziges Messgerät, das ich bisher in der Hand gehabt habe, wird eine Testflüssigkeit direkt mitgeliefert.

Nach der Testaktion, bei der das Gerät kostenlos verteilt wurde, liegt der Preis nun dauerhaft bei 9,99€. Günstig genug, damit sich jeder, der mit dem GlucoDock etwas anfangen kann, selbst ein Bild von dem Gerät machen kann.

3 Gedanken zu „Praxisbericht: GlucoDock von Medisana

  1. tine

    uff, da leidet man ja schon nur vom Lesen mit^^ Programm stürzt manchmal (beim UZ) ab… tolle Wurst,
    Lese mich grade auch ein Bisschen durch die Welt der Smartphone-Messgeräte. EIGENTLICH ne praktische Sache, wenn handlich und voll funktionstüchtig.
    Mein iPhone 5 kommt heute oder morgen bei mir an. bin gespannt, was uns da noch so erwartet. (Dario z.b. erscheint mir auch eher als eine Spielerei, irgendwie auch praktisch, … aber weiß nicht so genau… )Und dann das Problem, dass die Apotheken die Teststreifen nicht haben….

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    1. tinkengil Beitragsautor

      Ha, in das Teststreifen-Dilemma bin ich auch geraten. Ich hole die immer bei Mediq-Direct (die haben nen Laden direkt über meiner Praxis), aber das GlucoDock führen sie nicht. Erst meinten sie, sie schicken mir die Streifen zu, haben dann aber die falschen geliefert. Bin dann zu Diaexpert und hab die Teststreifen bestellt. In Apotheken muss man ja meist zuzahlen, wenn man da seinen Diabetesbedarf holt (sagte man mir jedenfalls). Da hole ich aber auch nur mein Insulin.

      Bei dem Dario habe ich mich auch mal als Interessent eingetragen :)

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  2. Pingback: The next Generation | Insulinaspekte

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