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Einheitensalat

Ich messe meine Blutzuckerwerte in mg/dl. Zielbereich ist hier ein Wert von 100 – 140 mg/dl – der auch bei jedem Diabetiker individuell mit dem Arzt festgelegt wird, also bitte nicht als eigenen Maßstab ansetzen.

Als Naturwissenschaftler interessiert mich natürlich, woher die Einheit kommt, und warum sie nicht SI-Einheiten-konform ist. Tatsächlich gibt es aber auch eine weitere Einheit, nämlich mmol/l. Beim Kauf eines Blutzuckermessgerätes gibt muss man meist die Einheit vorher angeben, und kann diese im Gerät selbst nicht umstellen. Wieso eigentlich? Ein Blick in die Wikipedia gibt die Antwort: Seit dem vierten Quartal 2006 sollen solche Geräte kaum noch im Handel zu finden sein. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte sah hier eine Verwechslungsgefahr. Ist das wirklich so?

Die Einheiten lassen sich folgendermaßen umrechnen:
1 mmol/l = 18,02 mg/dl

Ein Messwert von 122 mg/dl entspricht also einem Wert von 6,77 mmol/l.

Kann man das verwechseln? Man kann das vermutlich sehr wohl. Angenommen, der Blutzucker liegt bei 450 mg/dl. Dies entspricht einem Messwert von 24,97 mmol/l. Wenn man also seinen Körper nicht gut einschätzen kann, könnte man unter Umständen den Eindruck bekommen, dass man mächtig am Unterzuckern ist („24,97 ist ja gefährlich niedrig“ – ja, wenn die Einheit mg/dl wäre) – und mit ordentlich Traubenzucker gegenregulieren muss. Ohne das jetzt böse zu meinen – aber in der Diabetesschulung saßen einige Patienten, die ihren Diabetes schon seit Jahren haben, und offensichtlich keine Ahnung hatten, wie sie damit umzugehen müssen.

Wo werden denn eigentlich welche Einheiten verwendet? Gibt es da eine Karte? Wikipedia sagt, dass die „ältere“ Einheit mg/dl noch in Ländern wie Deutschland (in den alten Bundesländern), Polen, USA, Japan, Frankreich und Österreich genutzt wird. Ich behaupte mal: Solange die USA nicht das metrische System umsetzen, bleiben wir Diabetiker in Deutschland auch bei der alten Einheit mg/dl.

Geräteanforderungen

Was zeichnet ein gutes Blutzuckermessgerät aus? Diese Frage musste ich mir bis vor wenigen Wochen nicht stellen. Genau genommen kann ich mich auch gar nicht erinnern, je ein Blutzuckermessgerät zuvor in der Hand gehalten zu haben. Nun bin ich drauf angewiesen, und werde meine Messgeräte, neben dem GlucoDock, auch noch ausführlich vorstellen. Derzeit probiere ich noch mehrere Testgeräte aus, und lasse mir auch noch welche zuschicken. Einige Geräte zeichnen sich durch besondere individuelle Eigenschaften aus (USB-Anschluss, Stechlanzette direkt integriert etc. – mehr dazu, wenn ich einzelne Geräte vorstelle), die in den Grundanforderungen aber nicht berücksichtigt werden.

Bisher haben sich folgende Anforderungen bei mir manifestiert:

Geschwindigkeit
Dieser Punkt ist bei allen Messgeräten, die heutzutage verkauft werden, überhaupt kein Thema mehr. Zwischen 5 und 10 Sekunden dauert die Messung, nachdem das Blut die Kapillare hochgeklettert ist.

Blutmenge
Auch hier sind die benötigten Mengen bei fast allen Messgeräten zwischen 0,3 und 0,6 µl – also quasi nichts.

Uhrzeit und Datum
Die Messgeräte, die ich bisher ausprobiert habe, waren allesamt vorprogrammiert. Das einzige, was im Display angezeigt wird, ist der Messwert, Uhrzeit und Datum. Genau eben die Daten, die anschließend ins Tagebuch eingetragen werden. Von einem reinen Messgerät erwarte ich eben genau dies, und sonst nichts. Anders verhält sich das bei Messgeräten, die noch die Verwaltung meiner Daten mit übernehmen. Hier muss mindestens die Mahlzeit in Broteinheiten, und die hinzugefügte Bolusmenge eingetragen werden können, und auch Sporteinheiten sollten sich eintragen lassen. Und das, ohne sich viel durch Menüs durchklicken zu müssen.

Blinde Bedienbarkeit
Bei Unterzuckerung ist man zittrig – und muss so unter erschwerten Bedingungen messen. Reine Messgeräte müssen deshalb nicht eingeschaltet werden – das geschieht automatisch, wenn der Teststreifen eingeschoben wird. Noch besser wirds, wenn die Öffnung für die Teststreifen beleuchtet ist.

Brauchbare Stechhilfe
Zugegeben – die Stechhilfe ist völlig unabhängig vom Messgerät und beliebig austauschbar – und trotzdem muss jedem Messgerät eine Stechhilfe beiliegen. Und die soll auch etwas taugen. Kann ich die Stechlanzetten austauschen, ohne mich dabei zu verletzen? Negativbeispiel ist hier das Microlet 2 von Bayer in Kombination mit den Micro-Fine Stechlanzetten. Auch der Auslöser ist wichtig – wie tief muss ich den Knopf drücken, bis es piekst? Ich persönlich mag es, wenn der ich den Knopf nicht so tief drücken muss.
Weiterhin muss sich die Einstechtiefe voreinstellen lassen. Das funktioniert aber bei den meisten Geräten problemlos in mehreren Stufen.

Mitgelieferte Tasche
Versteht sich von selbst. Zwar liegt den meisten Geräten so eine Tasche bei, aber einen stabilen Eindruck machen die wenigsten. Scheint ein recht unerschlossener Markt zu sein. Siehe auch den Beitrag von Ilka hierzu.

Stromversorgung
Knopfbatterien hasse ich wie die Pest. Wenn ein Gerät darauf basiert, soll es bitte bis in alle Ewigkeiten halten. Und bitte nicht einfach abschalten, sondern den drohenden Low-Energy-Tod ankündigen. Geräte mit größerem Display benutzen teilweise schon eingebaute Akkus mit USB-Ladebuchse – das ist ok. Oder, um nochmal das GlucoDock als Beispiel heranzuziehen, nutzen den Strom des angeschlossenen iPhones.

Messeinheit
mg/dl oder mmol/dl? Bei der Bestellung eines Messgerätes wird man oft vorher danach gefragt. Bei einigen Messgeräten kann man diese Einheit nicht verändern. Warum nicht?

Kein Codieren
Auch so ein Relikt aus der jüngeren Vergangenheit: Bei Anbruch einer neuen Packung Teststreifen musste dem Messgerät zunächst ein Code aus der Verpackung eingegeben werden. Dieser Code teilt dem Gerät mit, welche Herstellungstoleranzen es bei den Messstreifen ausgleichen muss. Bei den neueren Geräten wird diese Codierung mit jedem Teststreifen vom Gerät direkt mit ausgelesen. Wieder eine lästige Tätigkeit weniger.

Fallen euch noch andere wichtige Eigenschaften bei der Wahl eines neuen Blutzuckermessgerätes ein? Ich bin gespannt!

GlucoDock Zwischenstand

Die Testaktion (ich berichtete) wurde heute um eine Woche verlängert (bis zum 11.3.), und das Gerät wurde bereits zwei Tage nach Bestellung bei mir zuhause zugestellt. Ohne Teststreifen kann man mit so einem Blutzuckermessgerät aber herzlich wenig anfangen. Mitgeliefert werden 10 Stück, das reicht bei mir nicht mal für zwei Tage. Also habe ich mir ein Rezept ausstellen lassen. Für die gängigen Messgeräte hat der Diabetes-Fachhändler meines Vertrauens in Kiel normalerweise genügend Teststreifen vorrätig, das GlucoDock gehört aber nicht dazu. Also wollte man mir diese via Paketdienst zustellen. Dazu wurde das Rezept vom Fachhändler an Mediq Direkt weitergeleitet.

Zwei Werktage später kam die Lieferung auch an – mit den falschen Teststreifen. Telefonisch fragte ich an, was es damit auf sich hätte, und es stellte sich heraus, dass auch Mediq Direkt die GlucoDock Teststreifen nicht im Sortiment führt. Warum man mir dann Teststreifen fürs Contour XT zustellte (welches ich zwar auch besitze, dort aber ausreichend versorgt bin), konnte mir die freundliche Dame nicht beantworten. Wir vereinbarten eine Stornierung.

Füttere es mit Teststreifen. Omnom!

Füttere es mit Teststreifen. Omnom!

Am Samstag wurde mir nun der Retourenaufkleber per Post zugestellt, und ich brachte das Päckchen auch gleich zur nächsten Packstation. Nun warte ich, dass man mir mein Rezept wieder zurückschickt, und ich einen anderen Händler finde – etwa Diashop.de.

Daher nur kurz ein paar Ersteindrücke: Das Gerät erinnert optisch stark an das iPhone 3G/3GS. Es ist schön flach und leicht, und die Öffnung für den Teststreifen leuchtet blau, wenn man eine Messung durchführen möchte. Mit der zugehörigen App habe ich noch nicht viel herumgespielt. Diese ist für mehrere Messgeräte der Firma Medisana ausgelegt, etwa für das ThermoDock oder das CardioDock. Man kann das Menü jedoch so modifizieren, dass diese Geräte im Menü nicht auftauchen, sofern man sie nicht benötigt oder besitzt. Sobald man das GlucoDock an das iPhone anstöpselt, öffnet sich die App automatisch und fordert zum Messvorgang auf. Alternativ kann man einen Messwert auch manuell eingeben, was ich sehr begrüße. Zu jedem Messwert lassen sich weitere Eingaben hinzufügen, etwa die verabreichten Insulinmengen, die Broteinheiten, Stimmung und weitere Notizen. Insgesamt ist das Menü auf meinem iPhone 4 etwas zu träge. Dafür muss ich nicht noch nebenbei handschriftlich Tagebuch führen, und auch Batterien fallen bei diesem Gerät weg. Für den Fall, dass das iPhone abhanden kommt, lassen sich die Daten synchronisieren – allerdings nur über den Medisana-eigenen Cloud Dienst. Hier wäre mir eine Dropbox-Lösung deutlich lieber gewesen.

Wie praktisch das Gerät in der täglichen Handhabung ist, ob die App etwas taugt, und ob die Exportfunktion der Daten (für den Arzt) genügend Übersicht bietet, das berichte ich dann, wenn die Teststreifen endlich eingetroffen sind.

Aufs Bild klicken, um die App im iTunes Store anzusehen

Aufs Bild klicken, um die App im iTunes Store anzusehen

Werte schätzen

Ein neues Hobby? Wird sich wohl nicht vermeiden lassen. Die ständige Frage vor jeder Messung – habe ich die letzte Mahlzeit richtig eingeschätzt? Obwohl ich in Absprache mit meiner Ärztin den morgendlichen Insulinfaktor von 3 auf 2 pro Broteinheit reduziert habe, ist mein Wert zur Mittagszeit tendenziell zu niedrig. Vielleicht ist die Basalmenge immer noch zu hoch. Auch das werde ich in den nächsten Wochen austesten.

Im tatsächlichen Schätzen meiner Blutzuckerwerte bin ich sehr schlecht. 5 Sekunden braucht das Messgerät, um den Blutzucker zu bestimmen, nachdem der rote Tropfen die Kapillare hochgeklettert ist. 70? 120? 160? Manchmal bin ich überrascht, manchmal zufrieden, manchmal stolz, nie verärgert. 120 ist der optimale Wert, da mein Zielbereich derzeit bei 100 – 140 mg/dL liegt.

Auch wenn jede Messung nur eine Momentaufnahme ist und sich Tendenzen nur bei engmaschigeren Messabständen ablesen lassen – sie geben immer ein gutes Gefühl. Und zur Routine sind diese Messungen eh schon längst geworden.

GlucoDock

Die Firma Medisana veranstaltet derzeit Diabetes-Testwochen, und verschenkt dabei in einem Zeitraum von zwei Wochen ihr Messgerät samt Starterpaket. Der Clou: Das Gerät wird an das iPhone-Dock angeschlossen, die Blutzucker-Messwerte mittels einer App verwaltet. Das werde ich dann mal ausgiebig testen, wenn das Gerät da ist. 10 Teststreifen sind im Starterpack enthalten. Natürlich werden solche Messgeräte nicht ohne Hintergedanken verschenkt – Geld verdienen die Hersteller mit eben diesen Teststreifen. 50 Stück verkauft die Firma für 25€ versandkostenfrei – macht 50ct pro Teststreifen. Und da ich meinen Blutzucker mindestens 5x am Tag messe, kann man sich ausrechnen, was da an Umsatz zusammenkommen kann. In der Klinik bekam ich auch zwei identische Messgeräte geschenkt, die Teststreifen übernimmt natürlich die Krankenkasse.

Trotzdem: Nette Aktion, bin gespannt, ob das Gerät etwas taugt. Ich berichte dann.

>>>zur Aktion

GlucoDock