Ich habe es getan – mein Blutzuckertagebuch Beiseite gelegt. Seit nun schon zwei Monaten übertrage ich meine Daten ausschließlich in eine App. Lange habe ich verschiedene Apps ausprobiert und ihre diversen Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen. Dann erschien das 2.0 Update von MySugr und hat alles weggefegt. Warum ich diese App wirklich uneingeschränkt empfehlen kann, will ich mal im einzelnen erläutern.
MySugr 1.0 bereitete mir dabei durchaus noch Kopfschmerzen, das Design wirkte altbacken, träge und man brauchte für alles mindestens einen Klick zu viel. Und bei einer App, die ich mehrmals täglich aufrufe und zügig verwenden will, ist das ein Todesurteil. (Fragt nicht, wie viele verschiedene Twitter-Apps ich in den letzten Jahren schon durchprobiert habe…). Ich schrieb ein paar Fragen und Verbesserungsvorschläge an Fredrik, und bekam auch prompt ausführliches Feedback. MySugr 2.0 machte tatsächlich einen Quantensprung in Sachen Bedienbarkeit.
Motivation
Dass MySugr in Version 2 noch immer das Diabetes-Monster mitbringt, gerät schon fast in den Hintergrund. In erster Linie habe ich schließlich nach einer wirklich GUTEN App gesucht, mit der ich meine Blutzuckerwerte und Insulineinheiten dokumentieren kann – das muss Spaß machen und mir möglichst wenig Steine in den Weg legen (sprich – ich will möglichst wenig durch Menüs klicken oder durch Bildschirme swipen, nur um einen neuen Eintrag machen zu müssen).
Geschwindigkeit und Stabilität
Ich nutze MySugr derzeit noch auf dem doch schon recht betagten iPhone 4, und dennoch bin ich von der Geschwindigkeit der App recht angetan. Vom Aufrufen bis zur Möglichkeit, einen neuen Messwert einzutragen, vergeht nur wenig Zeit und vor allem nur ein Klick. So muss das sein! Im gesamten Testzeitraum mit durchschnittlich 6 Aufrufen der App am Tag ist mir MySugr nur einmal eingefroren, ansonsten lief sie komplett tadellos.
Statistik
Sehr sauber wird der Verlauf der letzten Blutzuckerwerte auf der Startseite angezeigt. Ebenso die Durchschnittswerte, die einen verdammt guten Überblick über den Tages- und Wochenverlauf verschaffen. Genauer geht das noch im Logbuch, wo dann auch einzelne Messwerte korrigiert und nachgetragen werden können. Behutsam wird hier mit Farben und Symbolen gearbeitet, dass dem Statistiker und Datensammler in mir das Herz aufgeht. Mir jedenfalls bleiben keine Wünsche offen!
Was fehlt
Was ich vermisse, oder bisher übersehen habe, ist ein Datenexport über die Website. In der kostenlosen Version erlaubt MySugr zumindest einen pdf-Ausdruck der letzten zwei Wochen, der wirklich gelungen ist. Das muss sich auch abseits des iPhones abrufen lassen, eine Sync-Funktion ist ja in MySugr ohnehin enthalten. Super fände ich auch die Möglichkeit, von jedem Punkt der App aus einen neuen Eintrag anlegen zu können. In der oberen Bildschirmzeile wäre der Platz dafür auf jeden Fall vorhanden. Ein wenig optimiert werden könnte auch noch der schnelle Weg ins Logbuch, um etwaige Werte nachzutragen (was ich häufiger mache). Zwar kommt man mit einem Tap auf die grafische Statistik im Startbildschirm dorthin, woraufhin aber eine zähe Animation folgt, die „den langen Weg“ dorthin aufzeigt. Und zu guter letzt würde ich mir wünschen, dass ich die Anmerkungen zu jedem Messwert personalisieren kann. Derzeit kann man aus einer Reihe von Symbolen wählen, etwa „Frühstück“, „Müde“, „Unterwegs“ und spart sich so eine weitere Notiz (siehe Abbildung). Etliche von diesen Symbolen werde ich niemals brauchen, dafür vermisse ich wiederrum andere. Beispiel: Jemand macht verschiedene Sportarten, die sich unterschiedlich auf den BZ auswirken und will das zügig in der App markieren wollen – mit selbst erstellten Symbolen wäre das eine Leichtigkeit.
Go Pro?
Zugegeben, 40€ im Jahr ist ein stattlicher Preis für eine App, die zudem alle wichtigen Funktionen werbefrei in der kostenlosen Version freigeschaltet hat. Warum also Pro-Mitglied werden? Der erweiterte Funktionsumfang ist in bestimmten Fällen mehr als hilfreich, etwa der PDF-Export über den letzten 2-Wochenzeitraum hinaus (z.b. für die Krankenkasse bei einem Pumpenantrag). Alle anderen Boni hingegen sind in der Kategorie „ganz nett“ einzuordnen. Vielleicht können einige Diabetes-Althasen hiermit mehr anfangen, ich bin als Frischling mitten in der Remission derzeit ja in einer recht angenehm entspannten Phase. Ich sehe die Pro-Funktion derzeit also eher als Spendenknopf – gerne möchte ich, dass diese App munter weiter entwickelt wird. Und wenn 40€ zu viel sind, kann man ja einzelne Monate buchen. In der restlichen Zeit läuft die App ohne Pro ja auch allerbest. Wer sich die Pro-Funktionen anschauen möchte, kann dies über Challenges machen. Für das erfüllen bestimmter Aufgaben, etwa eine Mindestpunktzahl an einem Tage zu erreichen oder eine Woche lang eine Tätigkeit dokumentieren, kann man sich ein paar Tage MySugr Pro freischalten.
Fazit
Bleibt festzuhalten, dass MySugr das Diabetesleben durchaus zu einem Teil angenehmer macht. Hier kommen viele Punkte zusammen: Aktive Entwicklung der Software, in der Community aktive und bekannte Entwickler, Funktionstüchtigkeit und -tauglichkeit im Fokus sowie ein attraktives, modernes Erscheinungsbild. MySugr begeistert mich als Diabetiker und Geek gleichermaßen und gehört nun neben Twitter-Client und Mail-App zu den meistgenutzten Apps auf meinem iPhone. Bravo!
Weiterführende Links
…mysugr.com
…MySugr im Appstore
Das MySugr Dashboard
Im Logbuch können schnell und unkompliziert einzelne Messwerte nachgetragen werden
Erspart die Notiz: Schnell sind zusätzliche Informationen an einen Messwert angefügt