Adventskalender: Tür #1

Vorhang auf, es geht los! Passend dazu hat mich der Akku meiner noch ziemlich neuen Kamera vor wenigen Tagen im Stich gelassen, aber Ersatz ist bereits auf dem Weg. Als Ausrede lasse ich das nicht gelten.

Tag 1

Tür #1: Pasta! Auch von anderen Diabetiker höre ich oft, wie schwierig Nudeln zu schätzen sind. Meist habe ich das aber ganz gut im Griff. Gut so!

Der Insulinaspekte-Adventskalender 2014

Ja, richtig gelesen: An dieser Stelle wird ab morgen täglich ein Türchen aufgemacht! Jeden Tag zeige ich euch ein Bild aus meinem Leben im Zusammenhang mit Typ 1-Diabetes, Insulin, Blutzuckermessen, einfach nur weihnachtliches, oder was mir sonst so einfällt. Insulinaspekte eben!

Los geht es – natürlich – morgen, und bis dahin wünsche ich euch allen noch einen schönen ersten Advent!

Messgerät der Wahl

Nun, damit hatte ich bei meinem gestrigen Quartalstermin nicht gerechnet. Wie immer holte ich mir meine Rezepte für den Quartalsbedarf ab, doch auf einmal hieß es: „Tut mir leid, die Accu-Chek Mobile Testkassetten dürfen wir ihnen leider nicht mehr verschreiben.“
Auf die Frage nach dem „Warum“ wurde ich an meine Ärztin verwiesen, und so setzte ich mich erst einmal ins Wartezimmer.

Accu-Chek Mobile

Der Grund für die Ablehnung dieses Modells hat laut meiner Ärztin zweierlei Gründe: Es sei zu teuer in der Anschaffung der Testkassetten, und es gebe allgemein zu viele Fehlmessungen mit diesem Gerät. Wenn ich aber einigermaßen begründen könne, weshalb ich gerade dieses Messgerät benutzen möchte, könnte ich weiterhin Tests dafür bekommen.

Die Krankenkasse also – dass es da früher oder später mal zu Konflikten kommen könnte, darauf habe ich mich schon eingestellt. In diesem Zusammenhang hat mich das aber etwas überrascht. Zumal ich mit 500 Tests pro Quartal auch noch deutlich unter dem liege, was viele andere benötigen. Generell ist es aber keine Einschränkung mir gegenüber persönlich, sondern wohl eine generelle „Empfehlung“ seitens der Krankenkasse an meine Praxis, dieses Gerät nicht mehr zu verschreiben.

Warum benutze ich das Accu-Chek Mobile? Zunächst einmal gefällt mir die All-in-One Lösung, die hier angeboten wird. Alle Komponenten befinden sich in einem Gerät (incl. der Stechhilfe), und durch die Testtrommel fällt über den Tag auch kein Müll an. Man braucht nicht mal eine Tasche für dieses Gerät, einfach einstecken und los. Es ist mein Gerät der Wahl fürs Büro und auf Reisen. Zu Hause benutze ich übrigens ein anderes Gerät, oder probiere dort neue Testgeräte aus. Das Accu-Chek Mobile jedoch ist von seiner Funktionsweise her einzigartig (Mir fällt höchstens das GlucoMen Ready ein, was aber beileibe keine gleichwertige Alternative ist).

Fehlmessungen, die bei diesem Gerät besonders häufig vorkommen, hatte ich vor allem in der Phase, als das Gerät für mich noch neu war. Kurz: Man darf bei diesem Gerät nicht zu ungeduldig sein. Nach dem Öffnen der Klappe führt das Gerät scheinbar eine Art Kalibrierung durch, und zeigt währenddessen den Hinweis aufs Händewaschen auf dem Display an. Wenn man in dieser Zeit bereits Blut aufträgt, führt dies zu einer Fehlmessung. „Idiotensicher“ ist das Gerät auf alle Fälle nicht, in der Handhabung könnte man einiges verbessern. Aber es bietet für mich einen sehr großen Komfort und Praxisvorteil gegenüber anderen Messgeräten – sprich, Lebensqualität – dass ich es nicht mehr missen möchte.

Ich konnte meine Ärztin jedenfalls überzeugen, und bekam weitere Tests für das Gerät aufgeschrieben. Mal sehen, was ich in einem halben Jahr zu hören bekomme, wenn ich wieder Tests ordern werde – beim nächsten Quartalstermin nämlich ordere ich meine Charge für das „Daheimmessgerät“. Ich werde berichten.

Auch auf Forschungsschiffen wie hier der FS Maria S. Merian hat mir das Gerät immer gute Dienste erwiesen

Auch auf Forschungsschiffen wie hier der FS Maria S. Merian hat mir das Gerät immer gute Dienste erwiesen

Extrembedingungen: Insulin vs. Hitze

„Temperaturen um die 35°C, die gefühlte Temperatur beträgt ca. 43°C“ – kein Witz, das war die Wettervorhersage für Taipei, Taiwan unmittelbar vor meiner Reise dorthin. Und nicht nur das: Auch die Luftfeuchtigkeit dort ist extrem. Ich habe mit Sicherheit einige der heißesten Tage meines Lebens dort erlebt. Während unseres Fieldtrips entlang der Westküste war es so extrem, dass man beim Heraustreten aus dem Bus quasi instant durchgeschwitzt war. Ganz nebenbei muss ich hier die taiwanesische Menthalität loben, denn dort bekommt man überall Wasser angeboten. Vor allem ist es auch allgemeiner Standard auf Hotelzimmern, dass man dort gratis Wasserflaschen zum Mitnehmen erhält (so ganz nebenbei: Ich schreibe dies auf meinem Hotelzimmer auf den Azoren, wo ich für eine 0,2l Flasche Wasser 2,50€ zahlen soll). Nicht ganz so extrem, aber trotzdem ungewohnt war es dann schließlich auf dem Forschungsschiff: Die Temperatur fiel nachts gerade mal auf 27°C. Das Schiff selbst war natürlich klimatisiert.

Eine ernste Frage musste ich mir im Vorfeld stellen: Wie transportiere ich sinnvoll und vor allem sicher und temperaturgeschützt meinen Insulinvorrat für die kommenden fünf Wochen bei diesen Extremsituationen? Ein Kühlakku kam nicht in Frage, weil zum einen dessen Kühlleistung nicht für die Dauer eines Tages gereicht hätte. Zum anderen konnte ich mich nicht darauf verlassen, dass jede Unterkunft einen Kühlschrank hat (auf zweien hatte ich tatsächlich keinen).

Links die Vorratstasche, rechts die etwas kleinere für den Boluspen

Links die Vorratstasche, rechts die etwas kleinere für den Boluspen

Die Lösung, auf die ich dann setzte, waren die Frio-Taschen. Diese werden einfach für ein paar Minuten in Wasser gelegt, wobei sich die enthaltenen Kristalle mit Wasser vollsaugen und eine gelartige Struktur annehmen. Der Kühleffekt auf das eingesteckte Insulin wird durch den einfachen Verdunstungseffekt erzielt. Richtig kalt wird es im Übrigen aber nicht – aber der Inhalt wird eben vor der Hitze geschützt, und das reicht ja schon aus. Eine große Friotasche beinhaltete meine Insulinreserve und den Basalpen, und wurde in meiner Diabag verstaut. Mein Boluspen landete in einer kleinen Frio-Bag (streng genommen ist es gar keine Frio-Tasche, sondern ein Werbegeschenk von Bayer – die aber auf demselben Prinzip basiert), die ich zusammen mit meinem Blutzuckermessgerät greifbarer im Rucksack verstaute.

Je nach Umgebung halten die Friotaschen ein paar Tage durch – ich habe sie während des Fieldtrips jeden Tag aufgefrischt. Man kann auch ganz gut ertasten, in welchem Zustand sich die Frio-Taschen gerade befinden. Von der Haltbarkeit bin ich zumindest beim Werbegeschenk von Bayer nicht überzeugt, die löst sich nämlich schon in ihre Bestandteile auf.

Leider sind die Friotaschen nicht sehr günstig, aber für solche Anwendungsfälle definitiv eine lohnenswerte Investition!

Frio-Kühltasche auf Amazon

Innehalten

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle einen fröhlichen Reisebericht von meiner Taiwanreise aufsetzen, doch derzeit ist mir so gar nicht danach. Vergangenen Freitag erreichte mich die Nachricht, dass das Forschungsschiff, auf dem ich die vorangegangenen vier Wochen gearbeitet habe, untergegangen ist. Eine unvorstellbare Katastrophe, die keiner von uns für möglich gehalten hätte. An Bord befand sich zum Zeitpunkt eine taiwanesische Gruppe von Wissenschaftlern, die sich mit der Erforschung der Atmosphäre beschäftigt hat. Ein Großteil der Besatzung, die auch unsere Fahrt begleitet hat, ist jedoch am Ende unserer Reise weiter an Bord geblieben. Zwei Wissenschaftler sind bei der Rettung ums Leben gekommen, alle anderen 43 Personen konnten zum Glück meist nur leicht verletzt gerettet werden.

Die OR5 Anfang September, bevor wir ins südchinesische Meer ausgelaufen sind

Die OR5 Anfang September, bevor wir ins südchinesische Meer ausgelaufen sind

Die Ocean Researcher V war mit 2700 Tonnen und ca. 74m Länge das größte Forschungsschiff Taiwans. Es ist erst 2012 in Dienst gestellt worden. Derzeit ist in Taiwan Taifunsaison, und offenbar ist das Schiff beim Abwettern auf ein Riff aufgelaufen und hat infolgedessen Wassereinbruch gehabt, sowie den Ausfall der Maschinen. Küstenwache und Rettungshubschrauber waren jedoch rasch zur Stelle, das Schiff selbst ist binnen drei Stunden komplett untergegangen.

Das letzte Bild der OR5

Das letzte Bild der OR5

Es wirkt alles so unwirklich, so fern, und doch so nah.