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Hörempfehlung: Resonator Folge #50

An dieser Stelle möchte ich euch eine interessante Podcastepisode nahelegen: In der aktuellen Folge des Forschungspodcasts Resonator ist Matthias Tschöp vom Helmholtz-Diabetes-Zentrum München zu Gast. Thema der Sendung sind aktuelle Forschungsthemen rund um Diabetes und Adipositas. Moderiert wird das ganze durch Holger Klein.

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Hört doch mal rein:
RES050 – Diabetes und Adipositas
Anhören könnt ihr euch die Episode direkt auf der Website, oder ihr abonniert ihn euch gleich über iTunes oder eure Podcast-App auf dem Smartphone.

P.S.: Resonator ist der Forschungspodcast der Helmholtz-Gemeinschaft. Ich bin selbst auch an einem Helmholtz-Institut angestellt, und wie der Zufall es so will, hat Holgi auch schon in meiner Forschungsgruppe eine Sendung aufgezeichnet. Aber das nur am Rande.

Honeymoon

Viele (Alle?) Typ 1 Diabetiker fallen über kurz oder lang nach der Diagnose und Insulinbehandlung in die sogenannte Remissionsphase. Im englischen Sprachgebrauch wird diese auch als Honeymoon-period bezeichnet, was irgendwie einen witzig-makaberen Touch hat. Die Remissionsphase bedeutet einfach dargestellt, dass sich die Bauchspeicheldrüse noch einmal aufbäumt und mehr Insulin produziert. Aufhalten lässt sich der Prozess, dass der Körper weiterhin die Betazellen zerstört, jedoch weiterhin nicht.

In diese Remissionsphase scheine ich nun gerade voll reinzulaufen. Seit etwa zwei Wochen ist mein Insulinbedarf rapide in den Keller gegangen. Sowohl morgens als auch abends ist mein Insulinfaktor von ursprünglich 3 (bzw. 2) auf eine Einheit Insulin pro Broteinheit reduziert worden, und auch meine Dosis Basalinsulin ist deutlich kleiner als zu Beginn. Ich messe häufiger als noch vor zwei Wochen, weil ich sehr oft Werte unter 80 mg/dl habe, und runde BE-Abschätzungen eher ab als auf.

Wie lange diese Phase anhält? Da bin ich gespannt. In der Literatur ist oft von 1-6 Monaten die Rede, in Foren sind einige der Meinung, diese Phase könnte auch Jahre anhalten und durch Ernährung positiv beeinflusst werden. Je älter die Person zum Zeitpunkt der Diagnose war, desto länger soll auch die Remission dauern. Auch bin ich gespannt, was passiert, wenn die Phase zu Ende geht. Steigt mein Insulinbedarf plötzlich oder eher langsam wieder an? Ist er danach höher als vorher?

Ich halte meine Blutzuckermessstreifen jedenfalls bereit.

Einheitensalat

Ich messe meine Blutzuckerwerte in mg/dl. Zielbereich ist hier ein Wert von 100 – 140 mg/dl – der auch bei jedem Diabetiker individuell mit dem Arzt festgelegt wird, also bitte nicht als eigenen Maßstab ansetzen.

Als Naturwissenschaftler interessiert mich natürlich, woher die Einheit kommt, und warum sie nicht SI-Einheiten-konform ist. Tatsächlich gibt es aber auch eine weitere Einheit, nämlich mmol/l. Beim Kauf eines Blutzuckermessgerätes gibt muss man meist die Einheit vorher angeben, und kann diese im Gerät selbst nicht umstellen. Wieso eigentlich? Ein Blick in die Wikipedia gibt die Antwort: Seit dem vierten Quartal 2006 sollen solche Geräte kaum noch im Handel zu finden sein. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte sah hier eine Verwechslungsgefahr. Ist das wirklich so?

Die Einheiten lassen sich folgendermaßen umrechnen:
1 mmol/l = 18,02 mg/dl

Ein Messwert von 122 mg/dl entspricht also einem Wert von 6,77 mmol/l.

Kann man das verwechseln? Man kann das vermutlich sehr wohl. Angenommen, der Blutzucker liegt bei 450 mg/dl. Dies entspricht einem Messwert von 24,97 mmol/l. Wenn man also seinen Körper nicht gut einschätzen kann, könnte man unter Umständen den Eindruck bekommen, dass man mächtig am Unterzuckern ist („24,97 ist ja gefährlich niedrig“ – ja, wenn die Einheit mg/dl wäre) – und mit ordentlich Traubenzucker gegenregulieren muss. Ohne das jetzt böse zu meinen – aber in der Diabetesschulung saßen einige Patienten, die ihren Diabetes schon seit Jahren haben, und offensichtlich keine Ahnung hatten, wie sie damit umzugehen müssen.

Wo werden denn eigentlich welche Einheiten verwendet? Gibt es da eine Karte? Wikipedia sagt, dass die „ältere“ Einheit mg/dl noch in Ländern wie Deutschland (in den alten Bundesländern), Polen, USA, Japan, Frankreich und Österreich genutzt wird. Ich behaupte mal: Solange die USA nicht das metrische System umsetzen, bleiben wir Diabetiker in Deutschland auch bei der alten Einheit mg/dl.