„Nein, Sie brauchen ab sofort kein Insulin mehr spritzen! Und Teststreifen darf ich ihnen nun auch nicht mehr verschreiben, aber Sie müssen jetzt auch nicht mehr messen! Auf Wiedersehen!“
Ja, diese absurde Situation spielte sich gestern in meiner Diabetespraxis ab. Ich war gerade mit meinem Quartalstermin durch und wartete darauf, einen nächsten Termin zu bekommen. Der Herr vor mir (offensichtlich also Typ 2) hatte seinen HbA1c von 13,4% auf 6,1% gesenkt, war nun erst einmal „aus dem gröbsten raus“, wie ich es jetzt einmal umschreibe, und wurde mit diesen Worten aus der Praxis verabschiedet.
Worte, die ich auch mal hören möchte, wenn ich die Praxis verlasse…
Nebenbei stellte ich fest, dass das Ladengeschäft von Mediq Direkt nebenan fast nur noch vormittags geöffnet hat und ich somit aufgrund meiner späten Termine keine Chance mehr habe, meinen Diabetesbedarf gleich mitzunehmen. Bestellen ist zukünftig also angesagt, was ich teilweise ja ohnehin schon gemacht habe.
Oh, und der HbA1c ist, nachdem ich einen höheren Wert erwartet habe, weiter gesunken. 5,4% ist der letzte Messwert, und dass obwohl ich in letzter Zeit kaum Hypos hatte und mein Durchschnittswert laut mysugr bei 135 mg/dl für die letzten zwei Wochen liegt. Für mich bestätigt das zumindest, dass ich mit meiner Therapie derzeit optimal eingestellt bin, gleichzeitig aber auch die Aussagekraft des Wertes ein wenig in Frage stellen möchte. Ich verweise hier auch noch mal auf den tollen Artikel von Ilka. Zumindest ist meine Remission weiter anhaltend und auf einem sehr stabilen Level.
Ja, das wäre eine tolle Sache, wenn wir Typ 1 Diabetikern sagen könnten: Sie sind geheilt, sie müssen nicht mehr messen und auch nicht mehr spritzen.
Die Entwicklungen hinsichtlich eines künstlichen Pankreas sind im vollen Gange, zudem haben wir nun schon die Möglichkeit, wenn die Krankenkassen es finanzieren, einer kontinuierlichen Glukosemessung im Gewebe. Leider hat sich der GBA noch nicht zu einer definitiven Aussage durchringen können für den Nutzen des Gerätes, so dass viele Patienten vor dem Sozialgericht klagen müssen.
Das der HbA1c nicht die korrekte Güte der Stoffwechseleinstellung widerspiegelt, ist ein leidiges Thema… Allerdings ist er ein guter Richtwert (unter Berücksichtigung spezieller Umstände wie Blutarmut (Anämie), Nierenfunktionsstörung, Alkoholismus).
Viele Grüße, Dr. Sandra Valentin